Datum/Uhrzeit: bis Uhr
Art: Podiumsdiskussion/Gesprächsrunde, Präsenz
Ort: Institut für Theaterwissenschaft, Ritterstraße 16, Großer Seminarraum (Raum 108)
Referent:in: Prof. Dr. Anselm Gerhard (Universität Bern), Moderation: Jil Kohlschein, Lydia Wilinski

Wir laden sehr herzlich ein zum ersten Opernsalon im Wintersemester 2024/25 im Rahmen der MittwochsLounge des Centre of Competence for Theatre und des Instituts für Theaterwissenschaft.

Die Ouvertüre gehört zur Oper wie der Spitzenton in der höchsten Sopran- oder Tenorlage, sollte man meinen. Dabei beginnt längst nicht jede Oper mit einer Ouvertüre. Das Instrumentalstück vor dem Aufziehen des Vorhangs schrumpfte im 19. Jahrhundert regelmäßig zum kurzen Vorspiel, bevor viele Komponisten ganz darauf verzichteten. Gleichzeitig wurde die Zäsur zwischen den einzelnen Akten immer deutlicher markiert, bis das Verlassen des Zuschauerraums in längeren Pausen zur sozialen Norm wurde. Die beiden Entwicklungen hängen miteinander zusammen und werfen grundsätzliche Fragen zum Verhältnis von Bühnenraum und Publikum (nicht nur) in der Operngeschichte auf. Zwei Zeiten treffen damit an einem Abend aufeinander: Die wieder(ge)holte historische Zeit der Oper und die real erfahrene Zeit des Publikums. Für eine Zeit/Geschichte der Oper ist dieses Zusammentreffen an der Wende zum 20. Jahrhundert von großer Bedeutung.

 

Anselm Gerhard ist emeritierter Professor für Musikwissenschaft an der Universität Bern. Von 1994 bis 2021 war er Direktor des dortigen Instituts für Musikwissenschaft. Zu Gerhards Forschungsschwerpunkten gehört die Oper des 19. Jahrhunderts. Mit seinem Buch Die Verstädterung der Oper entwickelte er eine wahrnehmungs- und mentalitätengeschichtliche Perspektive auf die französische historische Oper. Zahlreich sind seine Veröffentlichungen zu Verdi, in denen es neben analytischen Fragen auch um die Sozialgeschichte der italienischen Oper und die Biographie des Komponisten geht. Außerdem gehörte Gerhard zu den ersten Musikhistorikern und Musikhistorikerinnen, die sich mit der Verstrickung der deutschen Musikwissenschaft in das NS-Regime auseinandersetzten.

 

Es wäre uns eine große Freude, Sie zu diesem Opernsalon begrüßen zu können.