Die Arbeitsgruppe beschäftigt sich in historischer Perspektive mit menschengemachten Veränderungen von Auen und Mooren und den daraus resultierenden Folgen für die Biodiversität.
Beteiligte Fachdisziplinen: Physische Geographie, Geschichte der Frühen Neuzeit, Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit
Was bedeutet „Anthropozän“?
Der Begriff „Anthropozän“ ist ein Schlüsselbegriff in den Natur- und Geisteswissenschaften. Er bezieht sich auf menschengemachte globale Veränderungen des Klimas sowie der Stoffflüsse. Artenverlust, Massenaussterben und die Verbreitung invasiver Arten sind damit eng verbunden. Der Einfluss des Menschen wird dabei als bestimmender geologischer und ökologischer Faktor im Erdsystem gesehen. Dies fordert zu einem gesamtgesellschaftlichen Umdenken und zu einer kritischen Revision des Mensch-Natur-Verhältnisses heraus.
Die Arbeitsgruppe
Unter dem Begriff der „Historischen Anthroposphären“ untersuchen wir insbesondere auf lokaler und regionaler Ebene langfristige Entwicklungen, die als Vorgeschichte des Anthropozäns gelten können. Unsere interdisziplinäre Arbeitsgruppe baut auf umfangreichen Forschungen in den Bereichen Fluss-Geomorphologie, Paläoökologie, Geoarchäologie und Umweltgeschichte sowie auf einer fundierten persönlichen Expertise in diesem Bereich auf. Aufgrund unserer Kooperation mit Wissenschaftler:innen aus verschiedenen Leipziger Forschungsinstituten verstehen wir uns als Keimzelle einer multidisziplinären Forschungsplattform, die es in den kommenden Jahren weiter auszubauen gilt.
Erkenntnisinteresse der Arbeitsgruppe
Ausgehend vom Konzept der Historischen Anthroposphären konzentrieren wir uns auf die Auswirkungen menschengemachter Veränderungen auf Auen und Moore und die daraus resultierenden Folgen für die Biodiversität. Unsere Arbeitsgruppe generiert damit Wissen über den diachronen ökologischen Wandel in komplexen Systemen, welches für die Erhaltung und das Management der derzeitigen Ökosysteme unverzichtbar ist. Die Kenntnis vergangener Zustände und Entwicklungen ist nicht nur für aktuelle Renaturierungsprojekte unverzichtbar, sondern ermöglicht es auch, die Widerstandsfähigkeit von Ökosystemen gegenüber zukünftigen Veränderungen zu beurteilen.
Forschungsansatz
Ziel ist es, „historische“ Biodiversität messbar zu machen. Da direkte Messdaten nicht verfügbar sind, ist es nötig, Proxy-Parameter aus den Archiven der Natur und der Gesellschaft heranzuziehen. Dafür werden unterschiedliche Materialien wie Sedimente, Pollenprofile, alte DNA sowie Artefakte und Texte kombiniert analysiert. Bei diesem Vorgehen handelt es sich um eine innovative, interdisziplinäre Herangehensweise, deren methodische Reflexion einen wichtigen Bestandteil unserer Arbeit bildet. Unsere Arbeitsgruppe entwickelt daher gemeinsam zwei Whitepaper zum interdisziplinären Auenbegriff und zur fluvialen Biodiversität.
Kooperationspartner
Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung Halle-Jena-Leipzig (iDiv), Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO), Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie
Laufzeit
2023 – 2025
Kurz und Knapp
Alles auf einen Blick: Wir beantworten die wichtigsten Fragen zu unserer Arbeitsgruppe
Die Arbeitsgruppe besteht aus zwei Professor:innen und vier Mitarbeitenden aus den Fachdisziplinen Archäologie, Geographie sowie Geschichte, die sich mit Wissenschaftler:innen verschiedener Leipziger Forschungszentren zusammengeschlossen haben. Dazu zählen das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung Halle-Jena-Leipzig (iDiv), das Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO), das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) und das Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie.
Wir beschäftigen uns in historischer Perspektive mit menschengemachten Veränderungen von Auen und Mooren und den daraus resultierenden Folgen für die Biodiversität. Damit generieren wir Orientierungswissen für das Management gegenwärtiger Ökosysteme.
Wir entwickeln einen interdisziplinären Forschungsansatz, der auf einer kombinierten Analyse von ungleichartigen Materialien (Sedimente, Pollenprofile, alte DNA, Artefakte, Texte) beruht.
- Schmidt, J. et. al. 2023. Erosion Modelling Indicates a Decrease in Erosion Susceptibility of Historic Ridge and Furrow Fields near Albershausen, Southern Germany, doi.org/10.3390/land12030544
- Nießen, I. 2023. Wasser- und Flussbau im Oberrheingebiet vom späten Mittelalter bis zur Gegenwart, In: H-Soz-Kult, 10.01.2023, <www.hsozkult.de/conferencereport/id/fdkn-132623.