Zu dem interdisziplinären Symposium werden Musik- und Tanzwissenschaftler, Historiker, Tänzer und Choreografen aus 12 Ländern erwartet. "Erstmals befasst sich in Deutschland eine Konferenz umfassend mit Taubert und seinem Werk - und das an Tauberts Wirkungsort Leipzig. Es ist ein hervorragendes Beispiel für die Tanz- und Buchkultur in dieser Zeit", sagt Organisatorin Dr. Hanna Walsdorf, Nachwuchsgruppenleiterin am Institut für Theaterwissenschaft, wo zu dem Thema bereits seit Jahren geforscht wird. Insgesamt sei jedoch die historische Tanzforschung in Deutschland bislang unterrepräsentiert. Das Symposium solle dazu beitragen, sie wiederzubeleben. Es findet im Museum für Musikinstrumente der Universität Leipzig statt.
Taubert, der Ende des 17. Jahrhunderts an der Universität Leipzig studiert hat, veröffentlichte mehrere Werke mit ausführlichen Informationen und neuen Überlegungen zum Tanz sowie zu dessen kulturellem, gesellschaftlichem und sittlichem Status. Sie enthalten ausführliche Beschreibungen der Tanztechnik und Tanzpädagogik sowie eine Übertragung von Raoul-Auger Feuillets Chorégraphie (1700) ins Deutsche.
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts erschienen in Deutschland, unter anderem in Leipzig, innerhalb von 15 Jahren zahlreiche Tanztraktate, in denen sich die Verbreitung des französischen Tanzstiles manifestiert. Tauberts Abhandlung über die Geschichte, Theorie und Praxis des Tanzes ist zu einem großen Teil von diesen Traktaten beeinflusst und bildet darüber hinaus eines der reichhaltigsten Zeugnisse zum Kulturtransfer zwischen Frankreich und Deutschland, zum Gesellschafts- und Theatertanz des beginnenden 18. Jahrhunderts sowie zu den kulturellen Praktiken des Leipziger Bürgertums.
"Bis heute existieren leider nur wenige Studien zu diesem vielfältigen Werk. Das Symposium will dazu beitragen, Forschungslücken zu schließen und eine breite Kontextualisierung von Tauberts Werken zu ermöglichen, indem es seine Schriften auch in Beziehung setzt zu den zeitgenössischen Tanztraktaten sowie zum Musik- und Tanzschaffen auf lokaler, regionaler und internationaler Ebene", erklärt Walsdorf. Die Referate von insgesamt 24 Wissenschaftlern aus neun Ländern werden erstmals sämtliche Schriften Tauberts sowie die historischen Abschriften und Übersetzungen diskutieren. Ebenso werden die Experten neue Quellen zu Tauberts teilweise noch immer unbekannter Biographie präsentieren sowie die kulturellen Bedingungen und Kontexte von Tauberts Leben und Werk behandeln.
"Ziel der Veranstaltung ist es also, Gottfried Tauberts wenig erforschtes Werk umfassend zu beleuchten und dabei die internationalen Forschungsleistungen der Kollegen aus Frankreich, den USA, Österreich, der Schweiz, Norwegen, Russland, Polen und Ungarn mit denen der wenigen einschlägig forschenden inländischen Wissenschaftler zusammenzuführen", sagt die Theaterwissenschaftlerin. Zudem werde angestrebt, Tauberts Bedeutung für die Tanzerziehung und Tanzkunst im 18. Jahrhundert in Deutschland, Dänemark, Österreich und Russland umfassend zu erschließen und zu würdigen.
Bei dem theatralischen Tanzabend am 22. September im Festsaal des Alten Rathauses treten Barocktanzensembles aus München, Berlin, Paris und St. Petersburg auf. "Das ist eine seltene Gelegenheit, Barocktanz auf höchstem professionellen Niveau in Deutschland zu sehen", betont Walsdorf. Anmeldungen für die Tagung und den Tanzabend sind noch bis zum 10. September per E-Mail möglich.