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Naturnahe Moore und Auen schützen als Kohlenstoffspeicher das Klima. Durch ihren Wasserrückhalt puffern sie Hochwasser- und Trockenperioden ab. Nicht zuletzt sichern sie Lebensräume für gefährdete Arten. In Deutschland sind jedoch rund 94 Prozent der Moore trockengelegt sowie nahezu alle Überflutungsgebiete (Auen) von den Flüssen abgeschnitten. Die Stellungnahme „Klima – Wasserhaushalt – Biodiversität: Für eine integrierende Nutzung von Mooren und Auen“ der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina betont die Notwendigkeit der Wiedervernässung von Mooren und der Renaturierung von Auen. Dabei werde aber ein wichtiger Aspekt vernachlässigt, so Prof. Dr. Zielhofer, Koordinator des DFG-Schwerpunktprogramms „Auf dem Weg zur fluvialen Anthroposphäre“.

Die Koordination und das Komitee des DFG-Schwerpunktprogramms (SPP 2361) „Auf dem Weg zur Fluvialen Anthroposphäre“ begrüßen die wichtige Stellungnahme der Leopoldina. In der Vergangenheit wurden insgesamt rund 98 Prozent der Moorfläche Deutschlands entwässert, nur 4 Prozent wurden laut der Stellungnahme bisher wiedervernässt.

„In dem Bericht vermisse ich allerdings, dass er kaum auf die historische Perspektive der Auen- und Moorumgestaltung eingeht“, so Prof. Dr. Christoph Zielhofer, Koordinator des Schwerpunktprogramms SPP 2361 und einer der beiden Leiter der Arbeitsgruppe „Historische Anthroposphären“ des LeipzigLab der Universität Leipzig. „Viele Akzeptanzprobleme gegenüber den notwendigen Revitalisierungsplänen lassen sich nur aus der historischen Perspektive verstehen. Sozialökologische Pfadabhängigkeiten, welche sich aus einem historisch anderen Ressourcenverständnis ableiten, ergeben Nutzungskonflikte, welche den aktuellen Revitalisierungsbemühungen entgegenstehen. Darüber hinaus wissen wir immer noch viel zu wenig über die ursprünglich naturnahen Zustände von Auenlandschaften“, so Christoph Zielhofer. „Während beispielsweise an der Unteren Havel ein Schwarzerlen-Eschenwald als potentiell natürliche Vegetation auf der Karte des Bundesamts für Naturschutz vermittelt wird, sehen wir in fossilen Pollenprofilen viele Hinweise auf ein Mosaik von Auwald, Röhricht und trockener Offenlandvegetation“.