Pressemitteilung 2014/322 vom

Tanz spielte in der DDR eine besondere Rolle. Klassisches Ballett und Tanztheater waren auf den Bühnen zu sehen. Darüber hinaus erfüllten aber auch Folklore und Massenchoreographien jeweils wichtige Funktionen im "künstlerischen Volksschaffen". Die Tagung "Körper/Politik: Tanzformen, Institutionen und Akteure in der DDR" thematisiert die Tanzlandschaft der DDR zwischen Eliteförderung, Volkskunst und Massenkultur. Die öffentliche Veranstaltung findet vom 13. bis 15. November 2014 im Institut für Theaterwissenschaft der Universität Leipzig statt.

"Im Rückblick erweist sich die Tanzlandschaft der DDR als ein komplexes Gefüge unterschiedlicher Praktiken, Interessen und Ideologien, welches auf der Arbeitstagung in einer doppelten Perspektive beleuchtet wird", sagt Patrick Primavesi, Tagungsleiter und Professor am Institut für Theaterwissenschaft.

Gefragt werde einerseits nach einer spezifischen Körperpolitik des Tanzes in der DDR: Wie wurde die neue sozialistische Ordnung und Gemeinschaft verkörpert? Welche Rolle spielten staatliche Vorgaben für die Ausbildungsinstitute und für die Aufführungspraxis? Zu untersuchen sei andererseits ein historisch zu differenzierendes Spannungsfeld von Tanzformen, Institutionen und Akteuren, auf dem sich eine Politik der Disziplinierung und Inszenierung von Körpern entfalten konnte: Wie lassen sich Archivmaterialien und Erinnerungen von Zeitzeugen produktiv verknüpfen? In welchem Verhältnis stehen individuelle Erfahrungen zu den körperpolitischen Tendenzen, die sich in unterschiedlichen Phasen der DDR-Geschichte ausgeprägt haben? Internationale Experten werden die genannten Fragen diskutieren.

Die Tagung findet im Rahmen des vom Sächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst geförderten Forschungsprojekts "Körperpolitik in der DDR: Tanz-Institutionen zwischen Eliteförderung, Volkskunst und Massenkultur" statt. Den Eröffnungsvortrag hält der renommierte Tanzwissenschaftler Jens Richard Giersdorf zum Thema "Volkseigene Körper oder warum ich 25 Jahre nach dem Fall der Mauer noch über ostdeutschen Tanz spreche".

Die Tagung, in Kooperation mit dem Tanzarchiv Leipzig e.V., ist die zweite von drei international besetzten wissenschaftlich-künstlerischen Festveranstaltungen anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Instituts für Theaterwissenschaft an der Universität Leipzig. Der Eintritt ist frei.