Wer an den an der Universität Leipzig entwickelten achtsamkeitsbasierten Programmen teilnimmt, fühlt sich nicht nur weniger gestresst, sondern zeigt auch mehr umweltfreundliches Verhalten. So lautet das Fazit zweier Studien, die im Rahmen des Projektes ABiK durchgeführt wurden. Die Forschenden untersuchten darin die Wirkung von neu entwickelten Achtsamkeitsprogrammen auf Studierende und Lehrkräfte.
Von individueller zu „planetarer Gesundheit“
Im Mittelpunkt standen dabei zwei Kurse: das Mindful Students Program (MSP) und das Mindful Teachers Program (MTP). Diese Kurse wurden entwickelt, um Achtsamkeit als Basis für den Umgang mit sich selbst sowie mit Mitmenschen und Umwelt zu fördern. Die Inhalte knüpften an den internationalen Forschungsdiskurs zur „planetary health“ an, der die Wechselwirkung zwischen menschlichem Wohlbefinden und der Gesundheit natürlicher Systeme in den Fokus rückt.
In 12 bis 13 Sitzungen wurden bisher über 1100 Studierende und 80 Lehrende und Führungskräfte der Universität Leipzig sowie Lehrkräfte aus 30 Schulen in Sachsen in achtsamkeitsbasierten Methoden geschult. Die Forschenden befragten eine Stichprobe der Teilnehmenden zu Beginn und zu Ende des Kurses zu ihren Erfahrungen. Dann verglichen sie diese Daten mit Daten aus Kontrollgruppen, die an keinem der Kurse teilgenommen hatten.
Die Auswertung der Studie mit Studierenden veröffentlichten sie Ende Februar 2025 in der Fachzeitschrift „Mindfulness“, die Veröffentlichung zur Schulstudie ist in Vorbereitung. Die ersten Ergebnisse zeigen: Teilnehmende Lehrkräfte und Studierende sind signifikant weniger gestresst, haben stärkere Gefühle von Verbundenheit mit Mensch und Natur und entwickeln mehr nachhaltiges Handeln.
Die ABiK-Projektleiterin Susanne Krämer erklärt: „Achtsamkeit wird oft als Methode zur Stressbewältigung verstanden. Unsere Ergebnisse zeigen jedoch, dass achtsamkeitsbasierte Programme weit darüber hinausgehen können: Sie fördern eine Haltung der Verbundenheit – mit sich selbst, mit anderen und mit der Umwelt. Diese Haltung kann in der aktuellen Zeit ein entscheidender Faktor für gesellschaftlichen Wandel sein und Hochschul- sowie Schulkultur entscheidend verändern.“
Originaltitel der Veröffentlichung zur Studierendenstudie in „Mindfulness“:
„Beyond Individual Stress Reduction: The Mindful Students Program Benefits University Students and Their Environment”, doi: 10.1007/s12671-025-02529-4
Achtsamkeit als Haltung – mit gesellschaftsveränderndem Potenzial
Seit 2021 existiert das Projekt „Achtsamkeit in der Bildung und Hoch-/schulkultur“ (ABiK) an der Universität Leipzig. Es verfolgt das Ziel, durch achtsamkeitsbasierte Formate für Studierende, Lehrkräfte, Lehrende und Führungskräfte die Verbindung zwischen individueller Reflexion und gesellschaftlicher Verantwortung zu stärken. ABiK setzt auf ein Verständnis von Achtsamkeit, das über reine Stressbewältigung hinausgeht und zur aktiven Mitgestaltung einer lebenswerten Zukunft ermutigt.
Die Bedeutung des Leipziger Forschungsprojekts reicht dabei über Deutschland hinaus, erläutert Susanne Krämer: „ABiK wurde bereits auf internationalen Konferenzen vorgestellt, darunter auf der ersten Konferenz zu Achtsamkeit und Nachhaltigkeit in Rom sowie auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs) in Wien. Zusagen zur International Conference on Environmental Psychology in Vilnius (Litauen) und der 21. Konferenz der European Association for Research on Learning and Instruction in Graz liegen vor.“
Einladung zur Ergebnispräsentation der Schulstudie in Leipzig
Die Präsentation der Studienergebnisse findet am Dienstag, 25. März 2025, um 17:00 Uhr an der Universität Leipzig statt. Neben den Forschenden von ABiK werden Expert:innen aus Wissenschaft und Bildung anwesend sein, um über die Potenziale der Achtsamkeit in Schule und Hochschule zu diskutieren. Interessierte sind herzlich eingeladen, an der Veranstaltung teilzunehmen und mit den Projektverantwortlichen ins Gespräch zu kommen.
- Ergebnispräsentation der Pilotstudie mit Lehrkräften und Erweiterung des „Netzwerks Achtsamkeit in der Bildung in Sachsen“
Termin: Dienstag, 25. März 2025, 17:00 Uhr
Ort: Universität Leipzig, Zentrum für Lehrerbildung und Schulforschung, Raum 169, Prager Str. 40, 04317 Leipzig
Mehr Informationen: auf der Projektwebseite
Anmeldung und Kontakt: Susanne Krämer, E-Mail schreiben