"Uns interessieren alle Erscheinungen, die mit Religion und Abweichung zu tun haben", sagt Felix Papenhagen, einer der 22 Doktoranden im Kolleg. Er beschäftigt sich mit einer stärker werdenden Religiosität in israelischen Popsongs. "Es gibt in Israel erstaunlich viele Musiker, die etwas zu religiösen Themen zu sagen haben - und die ihre eigene religiöse Meinung gegen die orthodoxen Ansichten stellen."
Die Chinesin Jingxue Berndt-Sun erforscht den Fuchs-Kult in einer Provinz ihres Heimatlandes. "So etwas sieht die staatliche Religionspolitik eigentlich nicht vor, deshalb kommt es zu Konflikten, die gelöst werden müssen", sagt Professor Hubert Seiwert, der das Graduiertenkolleg leitet. "Man kann an solchen Beispielen sehr gut zeigen, dass religiöser Nonkonformismus eine wichtige gesellschaftliche Funktion erfüllt, nämlich Alternativen aufzuzeigen. Und zu den Abweichlern müssen sich alle irgendwie verhalten. Aus diesem Wechselspiel kann eine kulturelle Dynamik entstehen."
Mit dem Titel "Challenging Consensus" (sinngemäß: "Den Konsens in Frage stellen") haben die Organisatoren die Konferenz überschrieben. Auch sie selbst wollen zum Widerspruch reizen. "Die Doktoranden sind jetzt soweit, ihre ersten Ergebnissen etablierten Forschern zu präsentieren - und sich an deren Positionen zu reiben", sagt Hubert Seiwert und freut sich über die Zusagen international hochkarätiger Wissenschaftler, mit eigenen Vorträgen zu der Diskussion beizutragen.
In dem Graduiertenkolleg sind Religionswissenschaftler und Soziologen ebenso zu finden wie Afrikanisten, Sinologen, Indologen und andere. Dreizehn Hochschullehrer aus zehn Disziplinen stehen für die interdisziplinäre Ausrichtung. Seit Oktober 2009 wird das Kolleg von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert. 1,5 Millionen Euro hat sie für die erste Förderperiode (bis 2014) bewilligt.