Die Verbreitung der Adipositas hat in den letzten Jahrzehnten weltweit enorm zugenommen. In Deutschland liegt sie aktuell bei 24 Prozent der Erwachsenen und stellt somit eine große Herausforderung für das Gesundheitswesen und die Gesellschaft dar. Das Kompetenzzentrum „Adipositas verstehen“ bündelt interdisziplinäre Forschung von Medizinern, Biochemikern und Kulturwissenschaftlern, um die Zivilisationserkrankung Adipositas besser zu verstehen und Behandlungsmaßnahmen zu entwickeln.
Herausragende Verbundforschung
Krankhaftes Übergewicht erhöht als Stoffwechselstörung das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ-2-Diabetes, Alzheimer, Depressionen und einige Krebsarten. Zugleich verursacht es orthopädische Beschwerden und Lungenprobleme. Darüber hinaus wird Adipositas oft mit einer schlechteren Lebensqualität, Arbeitslosigkeit, Bildungsnachteilen und sozialer Isolation assoziiert. Adipositas birgt auch hohe wirtschaftliche Belastungen, zum Beispiel aufgrund steigender Pflegekosten und einer geringen sozioökonomischen Produktivität. Bereits jetzt verursacht Adipositas in Deutschland jährlich mehr als 29 Milliarden Euro direkte und indirekte Kosten.
Kompetenzzentrum bündelt interdisziplinäre Forschung
Am Kompetenzzentrum „Adipositas verstehen“ suchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler interdisziplinär nach Ursachen, Präventions- und Therapieansätzen der Volkskrankheit. Die enge Verzahnung von biomedizinischer und sozialwissenschaftlicher Forschung ermöglicht es, die Zivilisationserkrankung nicht nur biomedizinisch sondern auch sozial- und geisteswissenschaftlich zu verstehen.
Mit der Vernetzung unterschiedlicher Disziplinen zu einem integrativen Zentrum folgt das Kompetenzzentrum dem „Leipziger Weg“, der im Hochschulentwicklungsplan definiert ist.
Biomedizinische Adipositasforschung in Leipzig
Aufbauend auf strategischen Berufungen in der Medizin und den Lebenswissenschaften bietet die Universität Leipzig eine vielfältige Forschungslandschaft, die sich der Prävention und Behandlung der Erkrankung widmet. Zu den Themen der Adipositasforschung in Leipzig zählen unter anderem genetische Assoziationen, Stoffwechselstörungen, Mechanismen der Fettakkumulation, die Rolle des Gehirns beim Essen und therapeutische Interventionen zum Gewichtsverlust und -erhalt.
Die erfolgreiche Einrichtung biomedizinischer Zentren und Verbundforschungsprojekte konsolidiert die klinische und wissenschaftliche Infrastruktur der Leipziger Adipositas-Forschung:
- Sonderforschungsbereich (SFB) 1052 „Mechanismen der Adipositas"
- Helmholtz-Institut für Metabolismus, Adipositas und Gefäßforschung (HI-MAG)
- Integriertes Forschungs- und Behandlungszentrums (IFB) AdipositasErkrankungen
Kooperation mit den Geistes- und Sozialwissenschaften
Erweitert wird dieses Spektrum durch einen Fokus auf sozial- und geisteswissenschaftliche Ansätze. Durch die innovative Vernetzung ermöglicht das Kompetenzzentrum „Adipositas verstehen“ die Entwicklung solider Konzepte im Umgang mit der gesellschaftlichen Herausforderung Adipositas.
Die intensive Kooperation eines soziokulturellen Projekts zur Adipositas mit dem Sonderforschungsbereich „Mechanismen der Adipositas“ und dem Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrum (IFB) AdipositasErkrankungen wird konsolidiert durch:
- das Leipzig Lab „Global Health“, das als Synthesezentrum die adipositas- und gesundheitsrelevante Forschung außerhalb der Medizin stärkt,
- das Projekt „Ernährung, Gesundheit und soziale Ordnung in der Moderne: USA und Deutschland“, das durch die VolkswagenStiftung gefördert wird
Adipositasforschung an der Universität Leipzig im Porträt
Interviews mit beteiligten Forscherinnen und Forschern
Medienbeiträge
Auch eine Frage der Gene: Übergewicht und Adipositas
Übergewicht und Adipositas können sehr viele Auslöser haben. Zu wenig Bewegung und zu viele Kalorien – das ist immer eine schlechte Ausgangslage. Aber auch die Gene spielen eine große Rolle.
Beitrag: mdr-Wissen vom 03.02.2020