Perspektiven für langfristige Zusammenhaltsforschung
Im Herbst vergangenen Jahres hatte ein vom BMBF einberufenes wissenschaftliches Gremium den Fortsetzungsantrag eingehend begutachtet und das FGZ mit seinen insgesamt elf Standorten zur Weiterförderung empfohlen. In Leipzig werden damit in den kommenden Jahren 11 neue Forschungsvorhaben unterstützt, die im Forschungsbereich 2 „Gesellschaftlicher Zusammenhalt, Populismus und Wandel der Global Condition“ des Research Centre Global Dynamics angesiedelt sind. Dort kooperieren sie eng mit weiteren geistes- und sozialwissenschaftlichen Studien der Universität Leipzig.
Der Sprecher des Leipziger Standorts, Prof. Dr. Gert Pickel, erläutert: "Die Fortsetzung der Förderung durch das BMBF ermöglicht uns, die Forschung zu Fragen des gesellschaftlichen Zusammenhalts in Zeiten großer gesellschaftlicher Herausforderungen auch in den kommenden Jahren weiter zu vertiefen und auszubauen. Wir freuen uns über die Möglichkeit, unsere Arbeit mit vielen engagierten Forscher:innen am Standort Leipzig fortsetzen zu können. Unser Ziel ist es, insbesondere transnationale und global vergleichende Perspektiven auf gesellschaftliche Transformationen im FGZ zu stärken und die Internationalisierung der Forschung weiter voranzutreiben."
Die stellvertretende Standortsprecherin, Prof. Dr. Sonja Ganguin, ergänzt: "Die Förderzusage gibt uns den nötigen Spielraum, um wirklich in die Tiefe zu forschen und verschiedene Phänomene der sozialen Kohäsion langfristig zu untersuchen. Wir freuen uns darauf, in den kommenden Jahren noch stärker die Schnittstellen zwischen verschiedenen Fachbereichen zu erkunden und neue Erkenntnisse zu Dimensionen des gesellschaftlichen Zusammenhalts zu gewinnen."
Fokus auf zentrale Herausforderungen
In der neuen Förderphase wird sich das FGZ in seiner Forschung und im Wissenstransfer auf den Nexus von Zusammenhalt und den gesellschaftlichen Transformationsprozessen der Gegenwart konzentrieren. Dafür stellt das BMBF dem FGZ eine jährliche Förderung von insgesamt bis zu zehn Millionen Euro für die kommenden fünf Jahre in Aussicht, um mithilfe von breit angelegten Studien Erkenntnisse über den gesellschaftlichen Zusammenhalt im Angesicht von Klimakrise, transnationalen Ver- und Entkopplungsprozessen, Krieg und Migration zu gewinnen.
Das Institut wird sich dabei auf vier große Themenfelder fokussieren:
- Politische Institutionen und Prozesse: Analyse des Zusammenhangs zwischen politischen Institutionen und Prozessen und dem gesellschaftlichen Zusammenhalt, mit besonderem Augenmerk auf die Herausforderungen durch politische Radikalisierung und Polarisierung
- Wirtschaftliche und soziale Ungleichheiten: Untersuchung der Auswirkungen von Ungleichheiten auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt, insbesondere hinsichtlich der Legitimität der Status- und Verteilungsordnung sowie politischer und kultureller Konflikte
- Öffentliche Güter und Infrastrukturen: Erforschung der Widerstandsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit öffentlicher Güter und Infrastrukturen angesichts globaler Herausforderungen wie der Pandemie, Digitalisierung und Klimakrise
- Kulturelle Aspekte und symbolische Praktiken: Analyse der Erzählungen, Praktiken und Wissensbestände, die zur Inklusion oder Exklusion innerhalb der Gesellschaft beitragen