„Wir sind überaus stolz und erfreut, die Zuschläge für beide Graduiertenkollegs erhalten zu haben. Das ist ein wichtiger Erfolg für die Talententwicklung an unserer Universität. Es unterstreicht unser Engagement für exzellente Forschung und interdisziplinäre Zusammenarbeit. Gerade vor dem Hintergrund des Angriffs auf Israel am 7. Oktober durch die Hamas ist es ein wichtiges Zeichen, dass wir zusammen mit dem Leibniz-Institut für jüdische Geschichte und Kultur – Simon Dubnow die Rolle und Funktion von Objekten in der modernen jüdischen Geschichte weiter erforschen. Das zweite Graduiertenkolleg zu nachhaltigen Nutzungskonzepten natürlicher Gemeinschaftsgüter ist ein wichtiger Baustein in unserer Bewerbung für ein mögliches Exzellenzcluster“, sagt Prof. Dr. Eva Inés Obergfell, Rektorin der Universität Leipzig, am Tag der Verkündung durch die DFG.
Stärkung der Jewish Studies in Leipzig
Das erste deutsch-israelische Graduiertenkolleg in den Geisteswissenschaften steht unter der Leitung von Prof. Dr. Yfaat Weiss, Direktorin des Leipziger Dubnow-Instituts, sowie Prof. Dr. Benjamin Pollock von der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Hebräischen Universität Jerusalem und wird Promovierende an beiden Standorten eine wissenschaftliche Qualifizierung und den Aufbau transnationaler Netzwerke ermöglichen. 22 Doktorand:innen sowie zwei Postdocs werden ab August 2024 in zwei Kohorten in Jerusalem und in Leipzig in einem strukturierten Programm zusammenarbeiten und dabei von Professor:innen beider Universitäten gemeinsam betreut. Perspektivisch wird dies eine sichtbare Stärkung der Jewish Studies an deutschen Hochschulen bedeuten, insbesondere in Leipzig. Im geplanten Programm steht neben einem umfassenden Qualifizierungsangebot der Erwerb jüdischer Sprachen im Mittelpunkt. Darüber hinaus werden die Promovierenden mit Tätigkeiten in Museen, Archiven oder Bibliotheken vertraut gemacht.
Mittels Fragestellungen, die von Objekten und Materialität ausgehen, zielt das Internationale Graduiertenkolleg »Belongings: Jewish Material Culture in Twentieth-Century Europe and Beyond« auf die Implementierung neuer Instrumente zur Analyse und damit zum Verständnis der europäisch-jüdischen Lebenswelten und ihrer Verflechtungen mit der nichtjüdischen Umgebung. Ein Team von 13 Wissenschaftler:innen der drei Partnerinstitutionen, unter anderem aus den Bereichen Geschichte, Philosophie, Literatur- und Kulturwissenschaften sowie Kunstgeschichte, gewährt die Bearbeitung der jüdisch materiellen Kulturforschung in breiter räumlicher und methodischer Perspektive.
Zweites Graduiertenkolleg erforscht nachhaltige Nutzungskonzepte natürlicher Gemeinschaftsgüter
Luftverschmutzung, Artenverlust oder Überfischung: Die Liste an Herausforderungen für eine nachhaltige Entwicklung ist lang. Meist waren es Menschen, die aus wirtschaftlichem Kalkül natürliche Ressourcen übermäßig nutzen: Sie überfischten die Meere, verdrängten Insekten durch einseitige Landwirtschaft oder verschmutzten die Luft durch Industrieabgase. Einige dieser Fehlentwicklungen konnten bereits teilweise korrigiert werden, doch zum Teil entstanden daraus neue Probleme. Diese komplexen Wechselwirkungen aus wirtschaftlichen Ansprüchen, dem Verhalten des Menschen und natürlichen Ressourcen wird das neue Graduiertenkolleg Economics of Connected Natural Commons (ECO-N) erforschen.
Ab 1. April 2024 werden 42 Promovierende bis 2029 eine integrative Perspektive auf die nachhaltige Nutzung natürlicher Gemeinschaftsgüter im Bereich der Atmosphäre und Biodiversität entwickeln. In interdisziplinären Verbundprojekten schaffen sie ein gemeinsames, interdisziplinäres Verständnis der Interaktion zwischen wirtschaftlicher Aktivität und natürlicher Dynamik. „Auf dieser Basis und der Synthese aus vielen Bewirtschaftungsformen natürlicher Gemeinschaftsgüter wollen wir Instrumente und Mechanismen für die nachhaltige Nutzung natürlicher Gemeinschaftsgüter vorschlagen“, sagt Prof. Dr. Martin Quaas, Sprecher des Graduiertenkollegs sowie Wissenschaftler an der Universität Leipzig sowie am Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv). „Das neue Kolleg ist für uns auch ein wichtiger Zwischenschritt auf dem Weg zu einem möglichen Exzellenzcluster Breathing Nature, für das wir Ende Mai im Rahmen der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder eine Skizze eingereicht haben“, ergänzt Prof. Dr. Johannes Quaas, Meteorologe an der Universität Leipzig und designierter Sprecher des Exzellenzclustervorhabens.
ECO-N adressiert damit den zunehmenden Bedarf in Wissenschaft, Politik und Praxis an akademisch ausgewiesenen Fachleuten, die in der Lage sind, schwierige Nachhaltigkeitsprobleme bereichsübergreifend und interdisziplinär zu analysieren. Das neue Graduiertenkolleg vereint dazu die Expertise der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, der Fakultät für Physik und Erdsystemwissenschaften sowie der Fakultät für Lebenswissenschaften der Universität Leipzig. Ebenso eingebunden sind das iDiv sowie die außeruniversitären Forschungseinrichtungen Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ, Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS) und Deutsches Biomasseforschungszentrum (DBFZ).