RAUSCH UND STIGMA – BILDER VON SUCHT
„Smashed" (Ponsoldt, 2012) flimmert über die Leinwand im Luru Kino und wir sprechen über Lifestyle-Drogen, trendy Nüchternheit und ob es bei all diesen Strömungen und Lebenswelten überhaupt noch Stigmatisierte gibt.
Wir reden vom Rausch von gestern und dem Verzicht von morgen, dem Eskapismus heute und der Vernunft in der Zukunft. Obgleich ein halbironischer Unterton mitschwingt, wenn wir von „Healthy Lifestyles" („gesunder Lebensstil") sprechen, können wir nicht leugnen, wie hip unser Gesundheitsbewusstsein für unser Zusammenleben ist. Hardcore und Punk-Interessierte fanden bereits seit den 80ern unter dem Banner „Straight Edge« zu einem gemeinsamen, drogenfreien Leben zueinander. Ganz ohne musikalischen Nenner, aber mit ähnlicher Haltung bewegt sich heute der Strom der „Sober curiosity" („Nüchterne Neugierde"). Klar und nüchtern unterwandern sie die etablierten beschwipsten Abende und alkoholgetränkten Events. Ihr gesunder Hedonismus ist bei weitem kein Verzicht und darüber werden wir sicher mehr erfahren:
Ihren gemeinsamen Podcast der Unabhängigkeit, „SodaKlub", nutzen Mia Gatow und Mika Döring als Sprachrohr in die Gegenwart. Dort bequatschen sie seit 2020 die Rolle, die Alkohol im Zusammenleben spielt und blicken ganz lebensnah und ehrlich auf die Stigmatisierung von Menschen, die mit Abhängigkeiten hadern. Neben ihnen sitzt Sebastian Buse auf dem Podium. Er ist eines der Vorstandsmitglieder der Psychedelic Society Leipzig e. V. und darin geübt, den Diskurs um psychoaktive Substanzen mitzugestalten. Moderieren wird den Abend Georg Schomerus, Professor für Psychiatrie an der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig und Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Leipzig. Durch seine Forschung an allen Facetten der Stigmatisierung von Menschen mit psychischen Erkrankungen hat er auch spannende und moderne Eindrücke von Lifestyles und Konsumträumen zu berichten.
„I don't know if I'm an alcoholic really. I just drink, I drink a lot. And, um... I've always drank a lot, everyone I know drinks a lot. So I never really thought it was a problem." („Ich weiß nicht, ob ich wirklich ein Alkoholiker bin. Ich trinke einfach, ich trinke sehr viel. Und, ähm... Ich habe schon immer viel getrunken, jeder, den ich kenne, trinkt viel. Also habe ich nie wirklich gedacht, dass es ein Problem ist.") Mit dem Film „Smashed" (2012) folgen wir einem Paar das sich genau dort wiederfindet – bei dem Verzicht, der nur dadurch einer ist, dass die gesellschaftlichen Normen und die Allgegenwart von Alkoholischen Getränken es so fühlen lassen. Vielleicht ist es kein Verzicht, sondern ein Neudenken, ein Andersdenken und Aushandeln. Diesen Ecken und Kanten des Zwischenmenschlichen setzen sich Mary Elizabeth Winstead und Aaron Paul in den Hauptrollen ganz herzerwärmend aus.
- Der Abend aus Forschung und Kunst ist kostenfrei, eine Reservierung ist nicht möglich.
Autor: AG Psychiatrie und Gesellschaft