Erfahren Sie mehr über die bewegte Geschichte der Leipziger Universitätskirche St. Pauli.
Seit 1710 werden an allen Sonn- und Feiertagen des Jahres Universitätsgottesdienste gefeiert. 2017 ist der Unigottesdienst an seinen historischen Ort zurückgekehrt. Das neu errichtete Paulinum dient zugleich als Universitätskirche St. Pauli und als Aula der Universität. Grundriss und Raumgestaltung, Maßwerkfenster und Sternnetzgewölbe zeugen von seiner Geschichte, die von einem brutalen Eingriff gezeichnet ist.
Bis 1968 stand an diesem Ort die spätgotische Hallenkirche St. Pauli. Ursprünglich gehörte sie dem Dominikanerorden und wurde nach der Reformation der Universität Leipzig übereignet. Jahrhundertlang war sie ein geistiges wie geistliches Zentrum von Universität und Stadt. So fanden u.a. die Uraufführungen einiger bekannter Bachwerke hier statt (bspw. Kantate „Der Geist hilft unserer Schwachheit auf“, BWV 226). Auch war die Paulinerkirche Ruhestätte berühmter Persönlichkeiten aus Universität und Stadt, bspw. für den Dichter Christian Fürchtegott Gellert.
Die Kirche überstand den Zweiten Weltkrieg nahezu unbeschädigt und war nach Kriegsende zusätzlich Heimstätte der katholischen St. Trinitatis-Gemeinde. Am 30. Mai 1968, dreiundzwanzig Jahre nach Kriegsende, wurde sie jedoch in einem Akt staatlicher Willkür gesprengt, um einem sozialistischen Mustercampus Platz zu machen. Doch diese religions- wie kulturfeindliche Kirchenzerstörung traf auf unerwarteten Widerstand in der Bevölkerung Leipzigs.
Dadurch stand nach der Friedlichen Revolution 1989/90 bald die Frage nach einem Wiederaufbau der Universitätskirche St. Pauli im Raum. Nach längerer Diskussion sowie zwei Architekturwettbewerben fiel 2004 die Entscheidung für einen Neubau. Der Entwurf wurde vom niederländischen Architekten Eric van Egeraat gestaltet. Spätgotische und u.a. asymmetrische Elemente sollen sowohl an die traditionsreiche Geschichte als auch an die brutale Zerstörung erinnern.
Im Altarbereich der Kirche werden einige Ausstattungsstücke der alten Paulinerkirche ausgestellt, die noch gerettet werden konnten. Darunter ist zum Beispiel ein kunstgeschichtlich höchst bedeutungsvolles Ensemble akademischer Grabplatten aus dem 16. bis 18. Jh. zu sehen. Die Rekonstruktion der Epitaphien wurde 2020 mit dem Europa Nostra Award der EU ausgezeichnet.
Impressionen aus der Universitätskirche
Mit der Wiederinbetriebnahme der Universitätskirche am 3. Dezember 2017 ist der Universitätsgottesdienst an seinen ursprünglichen Ort zurückgekehrt und wird hier an jedem Sonn- und Feiertag um 11 Uhr gefeiert.
Lesen Sie hier den Weihetext zur Altargrundsteinlegung.