1. Können Sie sich noch an Ihre ersten Studientage erinnern – wie war Ihr erster Eindruck von der Universität Leipzig?
Die Uni Leipzig und auch die Stadt erschien mir damals als sehr groß. Ich habe im ersten Semester ziemlich weit außerhalb gewohnt und hatte deshalb noch wenig Kontakt zu anderen Studenten. Nach einigen Monaten aber lernte man sich nach und nach kennen. Bald hatte ich auch eine Kommilitonin gefunden, mit der ich im 2 Semester eine WG gründete. Durch Mitbewohner und -studenten lernte man recht schnell auch Leute aus anderen Fachbereichen kennen.
2. Wenn Sie zurückblicken, wie würden Sie Ihr Studium kurz beschreiben?
In Leipzig zu studieren war eine sehr schöne Erfahrung. Auch die Uni hat bis heute einen sehr guten Ruf und zieht Studenten aus allen Teilen Deutschlands und der Welt an. Es war sehr international, was mir gut gefallen hat. In meinem Fachbereich gab es nur wenige Studenten zu dieser Zeit und man konnte die Dozenten und Professoren recht gut kennen lernen. Auch die Unterstützung der Dozenten war im Großen und Ganzen sehr gut. Leider verließ eine wichtige Dozentin die Sinologie in Leipzig zum Ende meiner Studienzeit und es konnte nur schwer ein Ersatz gefunden werden. Die steigende Anzahl der Studenten machte es auch nicht einfacher, etwas Zeit für Fragen bei den Dozenten zu bekommen.
Trotzdem war ich eigentlich sehr zufrieden mit meinem Studium in Leipzig.
3. Haben Sie jemals an Ihrer Studienwahl gezweifelt? Wenn ja, wie sind Sie damit umgegangen?
Ja, ich habe schon oft gezweifelt und ich denke heute, ich hätte besser doch ein anderes Fach oder eine andere Kombination gewählt. Heute mit Bachelor und Master gibt es ja andere Möglichkeiten als für uns vor 10 Jahren. Trotzdem habe ich immer versucht, das beste aus meiner Wahl zu machen und bin auch ganz zufrieden bis jetzt. Einige meiner Kommilitonen aber hatten oder haben noch Schwierigkeiten bei der Jobsuche und ich habe auch immer noch ein wenig Bedenken, wenn ich nach Deutschland zurück kommen werde.
4. Welche Motivationen haben Ihre Studien- bzw. Berufswahl bestimmt?
Vor allem das Interesse am Fach. Außerdem hat es mich schon immer ins Ausland getrieben. Damals dachte ich, eine exotische Sprache zu lernen könne ein Vorteil auf dem Arbeitsmarkt sein. Ein etwas praktisch orientiertes Fach in Begleitung mit Sinologie ist glaube ich die bessere Variante.
5. Was waren wichtige Stationen auf Ihrem beruflichen Weg?
Der Gang ins Ausland noch während meiner Studienzeit. Zuerst in Bukarest und dann in China, bis heute. Und nun die Erfahrung in einer großen Metropole wie Shanghai.
6. Wie sehr hat Ihr Studium Ihre jetzige berufliche Tätigkeit geprägt? Gibt es einen Zusammenhang zwischen Ihrem Studium und Ihrer Tätigkeit? Können Sie noch Dinge aus Ihrem Studium nutzen?
Ohne mein Studium wäre ich jetzt nicht in China. Mit der Sprache und der Kultur hier umzugehen, habe ich im Studium gelernt. Das hilft mir jeden Tag.
7. Wie sieht ein typischer Arbeitstag in Ihrer jetzigen Position aus?
Ich leite am Vormittag einen Sprachkurs für Deutsch als Fremdsprache am Goethe-Institut hier in Shanghai. Am Nachmittag bereite ich den Unterricht vor. Es gibt auch alle 2-3 Monate Prüfungen, an denen ich als Prüfer teilnehme. Des weiteren werden Fortbildungen für uns Lehrkräfte angeboten.
8. Was sind die wichtigsten drei Kompetenzen in Ihrem Arbeitsalltag?
Die Methodik des Fremdsprachenunterrichts, die auch während meines Studiums im Detail behandelt wurde. Gute Menschenkenntnis und die Fähigkeit, Probleme zu verstehen und zu lösen.
9. Wie gelingt Ihrer Meinung nach ein guter Berufseinstieg in Ihrer Branche (Einstiegswege, Bewerbungstipps, etc.)?
Mit Sinologie ist es schwierig, sich auf eine bestimmte Stelle hin zu konzentrieren. Man sollte wie schon erwähnt noch ein praktisches Fach dazu wählen. Damit kann man Berufserfahrung in Praktika eventuell schon in China sammeln.
Als DaF-Lehrer sollte man viele Hospitationen und ebenfalls Praktika machen, wenn möglich auch im Ausland.
10. Was würden Sie den heutigen Studienanfänger/innen mit auf den Weg geben?
Neben dem geisteswissenschaftlichen Fach Sinologie würde ich jedem raten auch etwas praktisches dazu zu wählen, wie schon erwähnt. Damit wird die Jobsuche nach dem Studium wesentlich einfacher.
Persönliche Angaben
- Name: Christin Albert
- Geburtsjahr: 1983
- Studiengang: Sinologie (1. Hauptfach), Deutsch als Fremdsprache (2. Hauptfach)
- Jahr der Immatrikulation: 2002
- Jahr der Exmatrikulation: 2009
- Heutiger Arbeitgeber/Position: Goethe-Jinchuang Sprachlernzentrum Shanghai (Goethe-Institute)
(Interview Stand Juni 2013)