1. Können Sie sich noch an Ihre ersten Studientage erinnern – wie war Ihr erster Eindruck von der Universität Leipzig?
Soweit ich mich noch erinnern kann, begann mein Studienleben mit einer Info-Veranstaltung für Erstsemester. Es war beeindruckend, wie viele Studierende es an der Uni Leipzig gab und wie viele Menschen mit mir zusammen angefangen haben zu studieren. Umso erschreckender war der Satz, dass man sich die Person links und rechts neben einem anschauen soll. Denn nur einer von uns drei wird das Studium bis zum 1. Examen durchhalten.
2. Wenn Sie zurückblicken, wie würden Sie Ihr Studium kurz beschreiben?
Es war sehr interessant, fordernd, manchmal nervenaufreibend, abwechslungsreich und es gab auch sehr viele freudige Momente mit Kommilitoninnen und Kommilitonen. Dass es zum Examen hin immer stressiger wird, ist ja kein Geheimnis. Aber auch diese Zeit kann man gut überstehen.
3. Haben Sie jemals an Ihrer Studienwahl gezweifelt? Wenn ja, wie sind Sie damit umgegangen?
Ja natürlich habe ich mitunter auch hin und wieder gezweifelt, ob die Entscheidung für Jura die richtige war. Solche Zweifel stellten sich bei mir vor allem in der Mitte des Studiums ein, als einige meiner Freunde bereits ihren Bachelor hatten oder ihre Ausbildung erfolgreich abschlossen. Dann denkt man sich kurz: Warum mache ich das hier eigentlich?
Mich haben die Praktika dann wieder sehr motiviert. Denn dort konnte man sehen, was für einen coolen Beruf man nach der langen Zeit des Studiums und des Referendariats ergreifen kann und dass sich das Durchhalten lohnt.
4. Welche Motivationen haben Ihre Studien- bzw. Berufswahl bestimmt?
Meine Eltern meinen, dass ich bereits als kleiner Junge hätte, Anwalt werden wollen (oder König). Im Endeffekt half mir der Studienführer. Ich suchte nach einem Studium, das mich interessiert und mit dem man gute Jobaussichten hat. Abzüglich Studiengängen mit viel Mathematik blieb dann Jura übrig.
Den Beruf des Rechtsanwalts habe ich ergriffen, weil mir die Anwaltsstation im Referendariat Spaß gemacht hat. Es ist ein sehr abwechslungsreicher und spannender Beruf. Zudem hat man täglich mit neuen Menschen, sowie mit deren Lebensgeschichten zu tun und gibt sein Bestes rechtliche Probleme seiner Mandantinnen und Mandanten zu lösen.
5. Was waren wichtige Stationen auf Ihrem beruflichen Weg?
Die wichtigsten Stationen waren ganz klar das Studium mit dem ersten Staatsexamen und das Referendariat samt zweitem Staatsexamen. Außerdem war meine Zeit im Einzelhandel als Nebenjob zum Studium sehr lehrreich. Denn in diesem Beruf lernte ich, wie man erfolgreich mit Kundschaft umgeht. Dies sind Erfahrungen, welche mir heute im Umgang mit Mandantinnen und Mandanten sehr helfen.
6. Wie sehr hat Ihr Studium Ihre jetzige berufliche Tätigkeit geprägt? Gibt es einen Zusammenhang zwischen Ihrem Studium und Ihrer Tätigkeit? Können Sie noch Dinge aus Ihrem Studium nutzen?
Ohne das im Studium vermittelte Wissen wäre die Tätigkeit als Rechtsanwalt nicht möglich. Dabei sind sowohl Grundlagen-, als auch Spezialwissen ständig gefragt.
7. Wie sieht ein typischer Arbeitstag in Ihrer jetzigen Position aus?
Meine Arbeitstage sind sehr abwechslungsreich. An manchen Tagen ist man gefühlt den ganzen Tag bei Gericht oder in Beratungsgesprächen. An anderen Tagen gilt es, überwiegend Akten zu bearbeiten. Der typische Arbeitstag ist eine ausgewogene Mischung aus beidem.
8. Was sind die wichtigsten drei Kompetenzen in Ihrem Arbeitsalltag?
- eine gute Ausdrucksfähigkeit
- die Fähigkeit Sachverhalte und Probleme zu erfassen
- die Fähigkeit eine brauchbare rechtliche Lösung entwickeln zu können
9. Wie gelingt Ihrer Meinung nach ein guter Berufseinstieg in Ihrer Branche (Einstiegswege, Bewerbungstipps, etc.)?
Als frischer Berufseinsteiger kann ich nur empfehlen, vieles auszuprobieren. Man sollte bereits im Studium die Möglichkeit der Praktika nutzen, um in spätere Berufsfelder hinein zu schnuppern. Besonders wichtig waren für mich jedoch die Stationen im Referendariat. Denn dort erfährt man, wie es sich ungefähr anfühlt, einen Beruf später zu ergreifen. Außerdem sollte man sich klar werden, was einem im Leben wichtig ist.
10. Was würden Sie den heutigen Studienanfänger/innen mit auf den Weg geben?
Für Studieninteressentinnen und -interessenten: Nicht abschrecken lassen von Vorurteilen von Freundinnen und Freunden sowie Familie. Ja, Jura ist hart. Ja, Jura kann zäh sein. Aber es ist auch ein tolles und spannendes Studium, welches einem viel Freude bereiten kann.
Für Studienanfängerinnen und -anfänger: Behaltet einen kühlen Kopf und achtet auf Eure Work-Life-Balance, gerade wenn es irgendwann einmal Richtung Examen geht. Freundschaft und Familie sind wichtig und wollen ebenso wenig vernachlässigt werden, wie das Lehrbuch. Viel Erfolg!
Persönliche Angaben
- Name: Sebastian Thiele
- Geburtsjahr: 1992
- Studiengang: Rechtswissenschaft
- Jahr der Immatrikulation: 2010
- Jahr der Exmatrikulation: 2016
- Heutiger Arbeitgeber/Position: Stolpe Rechtsanwälte / Rechtsanwalt
(Interview Stand August 2018)