1. Können Sie sich noch an Ihre ersten Studientage erinnern - wie war Ihr erster Eindruck von der Universität Leipzig?
Ein Charme von DDR wehte durch Zentralmensa und das alte Seminargebäude, und da die Umgestaltung des Campus Augustusplatz gerade begonnen hatte, mussten wir Erstis uns in den ersten Tagen in den überall in der Stadt verstreuten Ersatzgebäuden zurechtfinden. "Interim" war damals das Zauberwort.
2. Wenn Sie zurückblicken, wie würden Sie Ihr Studium kurz beschreiben?
Leipzig ist ein wunderbarer Ort zum Studieren, der auch heute einige Jahre danach für mich von seiner Attraktivität nichts eingebüßt hat. Ich empfand die Zeit als sehr selbstbestimmt. Die Vorlesungsverzeichnisse waren - vor der Modularisierung - voll mit Veranstaltungen, und man konnte wählen, was am besten passt. Die langen Wochen Semesterferien boten Zeit für Freunde und Feten, Bibliothek und Baden, Nebenjob und Nichtstun.
3. Haben Sie jemals an Ihrer Studienwahl gezweifelt? Wenn ja, wie sind Sie damit umgegangen?
Nie, nein.
4. Welche Motivationen haben Ihre Studien- bzw. Berufswahl bestimmt?
An der Schule hatte ich selbst gute Lehrerinnen und Lehrer, die vorbildhaft für mich waren und sind. Und dann gab es solche, von denen ich dachte, dass es Leute braucht, die das besser können.
5. Was waren wichtige Stationen auf Ihrem beruflichen Weg?
Den klassischen Weg habe ich genommen: Nach dem Ersten Staatsexamen 2011 habe ich den zweijährigen Vorbereitungsdienst in Sachsen absolviert und 2013 das Glück gehabt, eine Stelle im öffentlichen Schuldienst zu bekommen.
6. Wie sehr hat Ihr Studium Ihre jetzige berufliche Tätigkeit geprägt? Gibt es einen Zusammenhang zwischen Ihrem Studium und Ihrer Tätigkeit? Können Sie noch Dinge aus Ihrem Studium nutzen?
Die Universität bildet aus meiner Sicht vor allem wissenschaftlich Tätige aus. Es hat sich daher als sinnvoll herausgestellt, nebenbei irgendeine unterrichtende Tätigkeit auszuüben. Die Sprachausbildung in beiden Sprachen, Latein und Französisch, fand ich dank der betreffenden Dozierenden sehr gelungen. Bestimmte Regeln beider Grammatiken klingen heute noch nach und erleichtern mir die Arbeit. Manche Inhalte gingen zu meiner Studienzeit aber auch an der Lebenswirklichkeit vorbei.
7. Wie sieht ein typischer Arbeitstag in Ihrer jetzigen Position aus?
Alle haben, denke ich, ein Bild von der Tätigkeit eines Lehrers: Unterrichten, Beaufsichtigen, Korrigieren, Vorbereiten, Beraten, Kaffeekochen und -trinken, Kopieren sind wohl die gängigsten Tätigkeiten.
8. Was sind die wichtigsten drei Kompetenzen in Ihrem Arbeitsalltag?
- Empathie und Perspektivwechsel
- analysieren und reagieren
- komplexe Dinge begreifbar machen
9. Wie gelingt Ihrer Meinung nach ein guter Berufseinstieg in Ihrer Branche (Einstiegswege, Bewerbungstipps, etc.)?
Lehramtsstudierende sollten zeit ihres Studiums den Kontakt zu Schülerinnen und Schülern bewahren, "dran bleiben" sozusagen. Alles, was einem in den nun zahlreicher stattfindenden Praktika und Hospitationen an Tipps, Methoden und genialen Ideen begegnet: aufschreiben, merken, selber ausprobieren.
10. Was würden Sie den heutigen Studienanfänger/innen mit auf den Weg geben?
Geht neu- und wissbegierig an den Start! Studieren heißt nicht, PowerPoint-Folien von Moodle herunterzuladen und sich in sozialen Medien über die vermeintlich schweren Klausuren des Profs auszukotzen. Studieren heißt eindringen, sich begeistern, entdecken. Bereitet euch vor, schreibt mit, fragt kritisch nach, reist ins Ausland, werdet immer besser, werdet ExpertInnen auf eurem Gebiet.
Persönliche Angaben
- Name, Vorname: Dietzsch, René
- Geburtsjahr: 1984
- Studiengang: Lehramt Gymnasien Latein und Französisch
- Jahr des Immatrikulation: 2005
- Jahr der Exmatrikulation: 2011
- Heutiger Arbeitgeben/Position: Lehrer im Freistaat Sachsen
(Interview Stand November 2016)