Wie Prof. Dr. Roger Gläser von den Instituten für Technische Chemie und Nichtklassische Chemie sowie Co-Chairman der Konferenz erläutert, besitzen die Poren der Nanomaterialien, die im Zentrum dieser Tagung stehen, Abmessungen wie die von Molekülen. Durch die Wahl entsprechender Porendurchmesser lassen sich diese Materialien bei ihrem großtechnischen Einsatz zur Stofftrennung und -wandlung für das jeweilige Zielprodukt "maßschneidern". Erdöl könne auf diesem Wege, so Gläser weiter, besonders kostengünstig und umweltverträglich in hochwertige Kraftstoffe umgewandelt werden.
Das Expertentreffen auf dem Campus Augustusplatz steht unter dem Motto: "Poröse Systeme: Mit neuen Materialien zu nachhaltigen Lösungen" und dient dem Erfahrungsaustausch auf einem Gebiet, dessen Attraktivität für Grundlagenforschung und Anwendung in den vergangenen Jahren dank neuer Entwicklungen zur Erschließung umweltfreundlicher, ressourcenschonender Technologien der Stoffgewinnung und Energiespeicherung besonders stark gewachsen ist. Das äußere sich auch in dem diesjährigen Teilnehmerrekord an dieser renommierten Konferenzserie, sagt Prof. Dirk Enke vom Institut für Technische Chemie der Universität Leipzig, der die Konferenz mitorganisiert.
Aus über 600 Einreichungen hat das Organisationsteam, dem auch Forscher der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg angehören, über 90 Vorträge und nahezu 500 Poster ausgewählt. Das Tagungsprogramm beinhaltet unter anderem Beiträge zu neuen Materialkonzepten, zu Anwendungen im Emissionsschutz und bei der Nutzung nachwachsender Rohstoffe und zur biomedizinischen Forschung an porösen Feststoffen. "Diese Themen sind eng mit den Forschungsprofilbereichen Komplexe Materie und Nachhaltige Systeme und Biodiversität der Universität Leipzig verknüpft", erläutert Gläser.
Die Vergabe dieser wichtigsten Tagung der Europäischen Fachgesellschaften auf dem Gebiet nanoporöser Materialien ist zugleich auch eine besondere Anerkennung der Forschungsleistungen der Universität Leipzig in diesem Bereich. "Das betrifft vor allem auch die Verdienste bei der Entwicklung und dem Einsatz der Methode der kernmagnetischen Resonanz für die Untersuchung nanoporöser Materialien - darunter insbesondere zur direkten Beobachtung des Stofftransports - der 'Diffusion' - von Gastmolekülen in diesen Materialien", erklärt Gläser weiter. Im Jahre 1986 war ein Forscherteam der Universität Leipzig hierfür mit der höchsten Auszeichnung der internationalen Zeolith-Gesellschaft, dem Breck-Preis, geehrt worden. Zu ihnen gehörte damals auch Jörg Kärger, der heute emeritierter Professor an der Fakultät für Physik und Geowissenschaften der Universität Leipzig ist. Als Anerkennung seiner Verdienste um die Diffusionsforschung wurde er zum Ehrenvorsitzenden dieser Konferenz berufen. Prof. Gläser hat die Forschungsarbeit seiner Vorgänger kontinuierlich weiterentwickelt. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) bescheinigt Leipzig mittlerweile eine weltweit führende Rolle als Zentrum der Forschung auf dem Gebiet der Diffusion in porösen Materialien.