Pressemitteilung 1998/004 vom

Senat und Rektorat der Universität Leipzig haben im Mai den Auszug aus dem Hochhaus am Augustusplatz beschlossen.

Das mit 142 Metern höchste Gebäude der Stadt, dessen Zweckmäßigkeit für die universitäre Nutzung seit seiner Inbetriebnahme 1973 immer wieder bemängelt wurde, war Ende 1996 vom Land an die Depfa-Bank veräußert worden. Der Umzug ist für den vorlesungsfreien Monat September vorgesehen.

Wohin er erfolgt, werden die in der kommenden Woche beginnenden Mietvertragsverhandlungen zeigen. In Frage kommen lediglich moderne Gebäude innerhalb oder am Ring, die auch alle technischen Voraussetzungen, etwa in Bezug auf eine multimediale Vernetzung, erfüllen. Damit wird freilich nur eine Interimslösung gegeben sein, denn die bislang überwiegend im "Turm" untergebrachten Geistes- und Sozialwissenschaften werden im Jahre 2001 einen Neubau beziehen, der gegenüber der Universitätsbibliothek in der Beethovenstraße, auf dem Standort des alten Gewandhauses, errichtet wird.

Der Auszug aus dem Hochhaus, der auf eine dringliche Anfrage der sächsischen Landesregierung zurückgeht, hat überwiegend wirtschaftliche Gründe. Allein die Bewirtschaftungskosten (ohne Personalkosten) betragen jährlich auf Grund der vielfach veralteten und teilweise verschlissenen Haustechnik 2,4 Millionen Mark. Da bislang noch kein Mietvertrag zwischen Land und Eigentümer zustande gekommen ist und damit die laufende bauliche Erhaltung des Gebäudes und seiner technischen Infrastruktur nicht verbindlich geregelt ist, hat die Universität die Sorge, dass bei allen Ausfällen in der Gebäudetechnik und anderen Havarien die erforderlichen schnellen Lösungen nicht erreicht werden.

Ein Dauerproblem ist auch die Störanfälligkeit der Aufzugstechnik; um die notwendigen Wartungsarbeiten in einem vertretbaren Maß zu halten, können die alten Fahrstühle nicht mehr mit voller Belastung betrieben werden, was oft genug zu Staus und unvertretbaren Wartezeiten führt. Und schließlich ist auch die Klimaversorgung des Hochhauses nur mit hohem personellem Wartungsaufwand aufrecht zu erhalten; unabhängig davon empfinden viele Mitarbeiter die Raumluft als belastend. Insgesamt muss gesagt werden, dass das Hochhaus einen sehr ungünstigen Gebäudezuschnitt hat. Von den reichlich 30.000 m² Gesamtfläche können nur etwa 45 Prozent genutzt werden, was weit unter dem Üblichen liegt. (Optimal ist ein Verhältnis von 70 Prozent Hauptnutzfläche zu 30 Prozent Verkehrs-, Nebennutz- und Funktionsfläche).

Da in jedem Falle in dem künftigen Quartier bei gleicher Nutzfläche weit weniger Gesamtfläche zu bewirtschaften ist, kann mit dem Auszug eine spürbare Entlastung des Universitätshaushaltes erreicht werden. Die dringend notwendige Sanierung weiterer technisch maroder Universitätsgebäude verzögert sich dadurch nicht weiter. Die Kosten des Umzugs selbst, einschließlich der Installation technischer Anschlüsse, so hat die Staatsregierung verlautet, werden nicht von der Universität zu tragen sein.