Pressemitteilung 2003/117 vom

Die Deutsche Diabetes Gesellschaft vergab jetzt Fördermittel an Wissenschaftler, die sich mit den krankheitsauslösenden Ursachen von Übergewicht befassen. Sechs Projekte gingen an die Medizinische Fakultät der Universität Leipzig. Eines der Projekte beschäftigt sich mit den Vorgängen im Organismus, die bei Übergewichtigen schließlich zu Atherosklerose führen. Dr. Thomas Kapellen von der Universitätskinderklinik Leipzig und Dr. Henri Wallaschofski aus Erlangen untersuchen diese Prozesse bei Kindern und Jugendlichen.

Übergewicht oder Adipositas ist Ursache für eine Reihe von Erkrankungen, die die Mediziner als "Metabolisches Syndrom" bezeichnen. Atherosklerose, gemeinhin als Arterienverkalkung bezeichnet, gehört dazu. Ausgelöst wird die Atherosklerose bei Übergewichtigen unter anderem durch eine erhöhte Aktivität der Thrombozyten oder Blutplättchen, jener Bestandteile des Blutes, die für die Blutgerinnung zuständig sind. Die Thrombozyten reagieren mit weißen Blutkörperchen und der Blutgefäß-Innenwand und bauen praktisch "Barrieren" auf, sogenannte Plaques, die den Blutfluss behindern. Die Gefäße verstopfen - mit den bekannten Folgen für das nicht mehr ausreichend versorgte Gewebe.
Die Thrombozytenaktivität wird ausgelöst durch zwei Hormone: das Prolaktin, das in der Hirnanhangdrüse entsteht, und das Leptin, das von Fettzellen gebildet wird. Das haben die Wissenschaftler am Tiermodell und durch klinische Studien ausreichend belegt. Nicht untersucht sind die ursächlichen Prozesse, die bei übergewichtigen Kindern und Jugendlichen zu Atherosklerose führen. Dabei interessiert die Wissenschaftler vor allem: Wie fängt das Ganze an? Welches sind die Vorboten für die arterosklerotischen Prozesse schon bei Kindern? Was kann man tun?

Mit der Beantwortung dieser Fragen hofft man, langfristig der verhängnisvollen Entwicklung gegensteuern zu können, dass sich typische Alterserkrankungen wie Atherosklerose, Diabetes, Bluthochdruck immer stärker schon bei Kindern und Jugendlichen ausprägen. "Das Übergewicht und seine Folgeerkrankungen", erklärt Prof. Wieland Kiess, Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche der Universität Leipzig, "kommen uns teuer zu stehen, wenn es uns nicht gelingt, durch soziale und medizinische Maßnahmen unsere Kinder in andere Bahnen zu lenken. Wir können durch unsere wissenschaftliche Arbeit diese Zusammenhänge immer besser erklären. Die Schlussfolgerungen umzusetzen, das ist eine Aufgabe für die ganze Gesellschaft."