Als erster frei gewählter Rektor im wiedervereinten Deutschland hat Cornelius Weiss die Grundlagen für eine demokratische Gemeinschaft der Lehrenden und Lernenden an der Universität Leipzig geschaffen. Für Vieles, was uns heute selbstverständlich erscheint, wie Mitbestimmung, Autonomie und Transparenz der Entscheidungen, hat er den Grundstein gelegt.
Zu seinen bleibenden Verdiensten gehörte die personelle und strukturelle Erneuerung der Hochschule in kürzester Zeit. Seinem ausdrücklichen Wunsch entsprang der ungewöhnliche Passus in der Universitätsverfassung und heutigen Grundordnung, wonach Mitglieder und Angehörige der Alma mater Lipsensis berechtigt sind, sich in persönlichen und universitären Angelegenheiten direkt an die Rektorin/den Rektor zu wenden.
Stets bewahrte er die Balance zwischen Entscheidungen, die in beispiellos kurzer Zeit getroffen werden mussten. Dabei leitete er das Rektoratskollegium und den Senat in kollegialer Weise und arbeitete eng mit den Fakultäten und anderen Einrichtungen zusammen. Diese Erfahrungen verarbeitete Cornelius Weiss in der Autobiographie ‚Risse in der Zeit – Ein Leben zwischen Ost und West‘. Rektorin Prof. Dr. Beate Schücking erinnert sich: „Mit diesem Buch, und mit den Gesprächen die ich mit ihm führen durfte, wurde er für mich der wichtigste Zeitzeuge für die Universität Leipzig. Er hat die Hochschule nach 1989/90 ausgerichtet für eine damals unberechenbare Zukunft, und viele wegweisende Entscheidungen getroffen. Das war eine sehr schwere Aufgabe. Ich habe große Achtung vor seiner Lebensleistung.“
Seine persönliche Integrität hat auch seine Arbeit als Hochschullehrer, Forscher und Direktor der Sektion Chemie sowie seine Tätigkeit als Mitglied des Sächsischen Landtags und Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion (1999-2009), zuletzt als Alterspräsident, ausgezeichnet. Als Mitbegründer der Theoretischen Chemie in Leipzig hat er viel für die Verbreitung, Pflege und Weiterentwicklung dieses aufstrebenden Fachgebietes geleistet. Seine Vorlesungen waren engagiert vorgetragen, witzig, fesselnd und kurzweilig – und dabei natürlich auch sehr lehrreich.
Auch im Ruhestand setzte sich Cornelius Weiss mit großem Engagement für seine Universität ein, wie zum Beispiel bei den Diskussionen um die Neugestaltung des Universitätscampus am Augustusplatz, im Kuratorium der Moritzbastei sowie in beratenden Funktionen. Zuletzt stand er im Juli 2020 für die Podcast-Serie „Die Universität im Sturm der Revolution“ Rede und Antwort, die anlässlich von 30 Jahren Deutscher Einheit veröffentlicht wurde. Darin erinnerte er sich an den für ihn oft schmerzvollen und konfliktreichen Transformationsprozess nach der politischen Wende.
Die Verdienste, die er sich um die Universität Leipzig erworben hat, sind kaum zu ermessen. Wir sind der Persönlichkeit und dem Wirken von Cornelius Weiss zutiefst verpflichtet und werden ihn stets in ehrender Erinnerung behalten.
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