Nachricht vom

„Das Wichtigste ist Empathie“, sagt Luana Cristina dos Santos Held. Ihre Mimik und Gestik verrät sofort, dass sie davon sehr viel besitzt. Die 37-Jährige ist nicht nur Alumni-Koordinatorin beim Internationalen Trainerkurs (ITK) unserer Uni, sondern auch eine Expertin für Dopingkontrollen und Dopingprävention. Aus diesem Grund wurde die Brasilianerin zu den Olympischen Spielen, die vom 26. Juli bis 11. August 2024 in Paris stattfinden, als eine von 56 Doping Control Station Manager:innen berufen – eine verantwortungsvolle Aufgabe, die Luana schon kennt. Bereits 2012 in London und 2016 in Rio de Janeiro war sie im Team der Menschen, die für faire Spiele sorgen.

Luana ist – wie sie selbst sagt – eine Perfektionistin. Dieser Charakterzug kommt ihr, gepaart mit dem nötigen Feingefühl, bei ihrer Tätigkeit als Doping Control Station Managerin sehr zugute. „Gleich nach dem Wettkampf werden die zum Test ausgesuchten Sportlerinnen und Sportler dezent von uns darüber benachrichtigt. Das sollte aber nicht in dem Moment passieren, in dem sie jubeln, vor der Kamera stehen oder sich ärgern, weil sie ihr Ziel nicht erreicht haben. Deshalb muss man sie gut beobachten“, berichtet die einstige Leistungsschwimmerin. 

Sie leitet heute eine ganze Doping-Kontrollstation, schult ihre Mitarbeitenden, sorgt dafür, dass die strengen Regeln der Dopingkontrollen eingehalten, die Ausgewählten ordnungsgemäß über die Tests informiert werden und der Schriftkram erledigt wird. Die Soft Skills wie Feingefühl und Empathie vermittelt Luana ihrem Team ebenso wie die harten Fakten. Zur Wahrheit gehört auch, dass sich die Anti-Doping-Mitarbeitenden verpflichten, ihre gesamte Arbeit vertraulich zu behandeln. Niemand von ihnen darf beispielsweise Vertrauliches über die Athlet:innen nach außen tragen und auch keine Fotos von ihnen aufnehmen. 

Manchmal werden die Sportler:innen, die sich einem Dopingtest unterziehen müssen, zufällig ausgewählt, ein anderes Mal gelten bestimmte Auswahlkriterien wie die Sportart oder die Platzierung der Aktiven. Es gibt auch Tests im Ziel und eine anonyme Plattform, wo mögliche Verstöße gegen das Anti-Doping-Regelwerk gemeldet werden können. „Olympia-Siegerinnen und -Sieger werden nicht pauschal getestet, aber sehr häufig“, weiß Luana. Sie selbst entscheidet nicht darüber, wer getestet wird, ist aber für den korrekten Ablauf des Prozederes verantwortlich. Eine Stunde, möglichst nicht länger, sollte von der Benachrichtigung bis zum Test vergehen. In diesen bis zu 60 Minuten darf das Test-Personal die Sportler:innen nicht aus den Augen lassen, um möglichen Manipulationsversuchen vorzubeugen. Sie dürfen bis auf wenige Ausnahmen zwischen Wettkampf und Testung nicht duschen. Interviews und Pressekonferenzen zu geben ist dagegen erlaubt – ebenso wie notwendige medizinische Behandlungen, Siegerehrungen und ein Cooldown. Beprobt werden kann das Blut und/oder der Urin der Athlet:innen. Erfreulicherweise ist die Zahl der positiven Tests gering: Von den 6.200 gesammelten Dopingproben bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio waren nur neun positiv.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Die olympischen Ringe hängen am Eiffelturm.
Luana Cristina dos Santos Held von der Universität Leipzig ist bei Olympia in Paris dabei und sorgt mit für saubere und faire Spiele. Foto: dpa Picture Alliance

Alumni-Koordinatorin beim ITK

Luana Cristina dos Santos Held hat selbst als Volunteer bei den Dopingkontrollen der Panamerikanischen Spiele 2007 in Rio de Janeiro ihre Karriere auf diesem Gebiet begonnen. „Ich habe gelernt, was dafür alles notwendig ist“, sagt die ausgebildete Sportwissenschaftlerin, die sich nach ihrem Studium in Sao Paulo in Sportphysiologie weitergebildet und die notwendigen Zertifizierungen als Anti-Doping-Expertin abgelegt hat. 

Ihren ersten Kontakt zur Universität Leipzig hatte Luana übrigens auch 2007 bei den Panamerikanischen Spielen. Ihr Chef damals war ein Alumnus des ITK. Drei Jahre später bewarb sie sich auf seine Empfehlung hin erfolgreich für einen ITK-Kurs in ihrer Sportart Schwimmen. Die Zeit in Leipzig hat sie nachhaltig geprägt. Die Stadt ist inzwischen das Zuhause von Luana und ihrer Familie geworden. Irgendwann hat sich der Kreis dann auch wieder geschlossen. „Seit 2013 bin ich beim ITK für die Alumni-Arbeit zuständig“, erzählt sie. 

An ihren freien Tagen in Paris möchte Luana ein ITK-Alumni-Treffen organisieren. Das könnte, wenn es nach ihr ginge, im deutschen Stadion stattfinden. Ein deutsches Haus wie bei früheren Olympischen Spielen gibt es in Paris nicht mehr. Stattdessen treffen sich Aktive, Trainer:innen, andere Akkreditierte und Besucher:innen in einem Stadion mit Fanzone, das extra für das Team Germany zur Verfügung gestellt wurde. 

„Ich hoffe auf eine saubere Veranstaltung mit hoffentlich bei uns negativen Ergebnissen“, sagt Luana mit einem Augenzwinkern. Sie wolle ihren ganz persönlichen Beitrag dazu leisten, dass diese Spiele „einfach fair werden“.