Pressemitteilung 2003/418 vom

Die Alzheimer Informations- und Beratungsstelle an der Universität Leipzig führt ab 1. Januar 2004 diesen Jahres eine Studie durch, die klären soll, ob die Schulung der Angehörigen von Alzheimer-Patienten die Hospitalisierung hinauszögert.

Allein in Deutschland leiden eine Million Menschen an der Alzheimerschen Erkrankung. Die Erkrankung ist zurückzuführen auf eine Degeneration des Gehirns und macht sich dadurch bemerkbar, dass komplexe Aufgaben nicht mehr in der gewohnten Art und Weise ausgeführt werden können und zu einer Überforderung im sozialen oder beruflichen Bereich führen. Pflegende Angehörige von Alzheimer-Patienten sind besonders großen Belastungen ausgesetzt, was mit erhöhten Krankheitsrisiken einhergeht.
"Je früher man als Angehöriger lernt, mit dem kranken Menschen umzugehen, um so besser kann man später mit Komplikationen und Belastungen fertig werden.", erklärt Prof. Dr. Hermann-Josef Gertz, der die Abteilung für Gerontopsychiatrie an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie der Universität Leipzig leitet. Prof. Gertz sieht den ersten Schritt zur Bewältigung der Probleme im Akzeptieren der Diagnose. "Das ist deshalb wichtig, weil es im Vorfeld der Diagnosestellung häufig zu heftigen Spannungen in der Beziehung kommen kann." Deshalb sei es immer günstig, die Diagnose möglichst früh zu stellen.

Der 2. Schritt besteht in einer möglichst umfangreichen Information über die Krankheit. "Das führt oft zum intensiveren Erleben der Zweisamkeit", meint Gertz, "denn wir bekommen oft gesagt, 'So lange es noch geht, wollen wir das Zusammensein genießen', egal ob es den Ehepartner oder ein Elternteil betrifft. Das kann bei aller Tragik auch sehr befruchtend sein."

Wenn dann der Krankheitsverlauf fortgeschritten ist, muss man im 3. Schritt lernen, mit dem Kranken umzugehen. "Wichtig", so Gertz,: "Man darf den Kranken nicht erziehen wollen und keinen persönlichen Affront in seinem Verhalten sehen." Was man genau tun kann, vermittelt die Alzheimer Informations- und Beratungsstelle an der Universität Leipzig mit einem speziellen Schulungsprogramm. Dort bekommt man kostenlos nicht nur Informationen über die Alzheimer-Krankheit, sondern konkrete Hilfe, angefangen bei der Betreuung in Einzel- und Gruppengesprächen über Hinweise zum täglichen Umgang mit dem kranken Menschen bis zur Beratung zu rechtlichen und finanziellen Ansprüchen. Der Kranke kann mitgebracht werden und wird in dieser Zeit professionell betreut, so dass kein zusätzlicher Stress aus der Suche nach seiner Betreuung für diese Zeit erwächst.

Prof. Gertz: "Von großer Bedeutung dabei ist, dass der Angehörige vermittelt bekommt: Ich bin nicht allein. Außerdem fördern wir einen gewissen Egoismus insofern, als der pflegende Angehörige erkennen soll, wo seine Grenzen sind, und wann man den Kranken besser in einem Heim unterbringen sollte."

Ab Januar 2004 können die Pflegenden an einer Studie teilnehmen, die feststellen soll, inwiefern die qualifizierte Schulung von Angehörigen die Unterbringung des Kranken in einem Heim beeinflusst. Wer an der Angehörigenberatung teilnehmen möchte, kann sich bei Dr. Markus Kiefer unter Telefon: 0341 - 97 24 304 melden.