Pressemitteilung 2001/077 vom

In seiner Sitzung vom 29. und 30. Mai 2001 hat der Bewilligungsausschuss der Deutschen Forschungsgemeinschaft die Einrichtung des Sonderforschungsbereichs 1844 beschlossen. Dieser trägt den Titel "Differenz und Integration. Wechselwirkungen zwischen nomadischen und sesshaften Lebensformen in Zivilisationen der Alten Welt"

Er ist ein Gemeinschaftsprojekt verschiedener archäologischer, historischer, philologischer, geographischer und ethnologischer Disziplinen der Universitäten Halle und Leipzig. Der Forschungsverbund wird seine Arbeit am 1. Juli aufnehmen. Allein an der Universität Leipzig werden damit acht neue Stellen für Nachwuchswissenschaftler eingerichtet, die unter der Betreuung der Professoren Jörg Gertel (Orientalisches Institut), Hans-Werner Fischer-Elfert (Ägyptologisches Institut), Charlotte Schubert (Historisches Seminar), Bernhard Streck (Institut für Ethnologie) und Claus Wilcke (Altorientalisches Institut) sowie von Privatdozentin Dr. Annegret Nippa (Staatliches Museum für Völkerkunde Dresden) den Verflechtungen zwischen mobilen und sesshaften Lebensweisen in Zeit und Raum nachgehen wollen.

Hochschulpolitisch besonders hervorzuheben ist, dass sich damit sog. Kleine Fächer zur Verbundforschung zusammentun, und das über Universitäts- und Landesgrenzen hinweg. Vorausgegangen war, dass sich Fachvertreter der Archäologie, der Alten Geschichte, der Orientalistik, der Geographie und der Ethnologie aus den beiden benachbarten Universitäten über vier Jahre hinweg regelmäßig getroffen haben, um die gemeinsame Fragestellung zu erarbeiten, die sie alle bewegt, die sie jedoch im Alleingang nicht lösen können.

Ziel des Forschungsverbundes ist ein verbessertes Verständnis des Aufeinanderangewiesenseins unterschiedlicher Lebensweisen, exemplarisch dargestellt an den mannigfachen Interaktionen zwischen mobilen und sesshaften Bevölkerungsteilen, die sich von der Antike bis heute verfolgen lassen. Diese Interaktionen können als Differenzierungsprozesse oder als Integrationsprozesse auftreten. Die Frage der kulturhistorischen Bedeutung des Nomadismus soll damit zum ersten Male vergleichend, mit unterschiedlichen Quellen und unterschiedlichen Methoden sowie in der größtmöglichen zeitlichen wie räumlichen Breite untersucht werden, erklärte Prof. Dr. Bernhard Streck, Leiter des Instituts für Ethnologie der Universität Leipzig.