Ein Problem in der Krebstherapie ist bis heute, dass Tumore vom körpereigenen Immunsystem nicht erkannt werden. Forschern ist es in den vergangenen Jahren jedoch gelungen, Immunzellen des Körpers, im Speziellen die T-Zellen, gentechnisch so zu verändern, dass sie Krebszellen erkennen und zerstören. Diese sogenannten CAR-T-Zell-Therapien (Chimeric Antigen Receptor T-Zell-Therapie) sind bislang aber nur für wenige Krebserkrankungen verfügbar und mit sehr hohen Kosten verbunden. Hier setzt das Projekt SaxoCell der Universitäten Dresden und Leipzig sowie des Fraunhofer IZI an, um Therapien für breite und sichere Anwendungen im industriellen Maßstab umzusetzen. „Wir wollen Produktionsmethoden und Anwendungsgebiete für neue ‚lebende Arzneien‘ erschließen, die Kosten für die Gesundheitssysteme tragbar machen und eine breitere medizinische Anwendung mit hohem Wertschöpfungspotenzial ermöglichen“, sagt Prof. Dr. Ulrike Köhl, Professorin für Immunonkologie an der Universität Leipzig und Direktorin des Fraunhofer IZI.
Dafür können die Wissenschaftler auf vorhandene Ergebnisse ihrer Forschung aufbauen. So konnte Prof. Dr. Uwe Platzbecker, Direktor der Medizinischen Klinik I und Leiter des Bereichs Hämatologie und Zelltherapie am Universitätsklinikum Leipzig, die erste Anwendung der Gentherapie „Kymriah“ bei einem Patienten im Juni 2019 in Leipzig durchführen. „Das war für uns ein großer Meilenstein. Aktuell behandeln wir etwa einmal im Monat einen Patienten mit der neuen Therapie. Mit SaxoCell streben wir an, universell einsetzbare Zellprodukte herzustellen, die dem Patienten auf Abruf zur Verfügung stehen. Sachsen könnte damit der Standort für lebende Arzneimittel in Europa werden“, sagt Prof. Dr. Uwe Platzbecker, zugleich Professor für Hämatologie an der Universität Leipzig. Denn auch in Dresden wird seit langem auf dem Gebiet geforscht: Von universellen, flexiblen CAR-T-Zellen bis hin zu Methoden, die das Ansprechen auf diese Form der Therapien verfolgen. Weitere Schwerpunkte liegen z.B. auf Pankreas Inselzellen, auf Makrophagen und auf Genomediting. Gemeinsame Forschung an Natürlichen Killer Zellen und an Biomarkern verbindet beide Standorte „Dresden und Leipzig haben seit geraumer Zeit eine nationale und internationale Sichtbarkeit im Bereich der immunologischen und genetischen Forschung, wie auch im Bereich der Anwendung von Zelltherapien in der Immunonkologie und der Regenerativen Medizin erreicht. Die Schwerpunkte an beiden Standorten ergänzen sich dabei hervorragend“, sagt Prof. Dr. Ulrike Köhl, die im Projekt Sprecherin von Leipziger Seite ist. Für die TU Dresden übernimmt Prof. Dr. Ezio Bonifacio die Sprecherschaft. In der nun beginnenden Konzeptionsphase will das Forscherteam ein Strategiepapier erstellen und in Workshops weitere Arbeitsschritte festlegen. Im Januar 2021 entscheidet dann eine Expertenjury, welcher der Anträge zur Förderung empfohlen wird.
Die Bundesregierung plant, in den kommenden zehn Jahren bis zu 450 Millionen Euro für die Zukunftscluster-Initiative bereitzustellen. Pro gefördertem Cluster und Jahr sind ab 2021 Fördermittel in Höhe von bis zu fünf Millionen Euro vorgesehen. Im Ideenwettbewerb „Clusters4Future“ wurden 137 Vorschläge für die Konzeptionsphase eingereicht. Eine Expertenjury hat daraus die besten 16 ausgewählt. Diese Projekte gehen nun in eine sechsmonatige Konzeptionsphase, die jeweils mit bis zu 250.000 Euro gefördert wird. Die darin erarbeiteten Strategien werden als Vollantrag im November 2020 eingereicht und dann von der Expertenjury ausgewertet. Auf Grundlage des Votums der Jury werden dann die bis zu sieben Zukunftscluster zu Jahresbeginn 2021 ausgewählt. Weitere Wettbewerbsrunden sollen folgen.
Beteiligte Wissenschaftler der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig:
- Prof. Dr. Ulrike Köhl, Professorin für Immunonkologie an der Universität Leipzig und Direktorin des Fraunhofer IZI
- Prof. Dr. Uwe Platzbecker, Direktor der Medizinischen Klinik I und Leiter des Bereichs Hämatologie und Zelltherapie am Universitätsklinikum Leipzig und Professor für Hämatologie an der Universität Leipzig
- Prof. Dr. Florian Lordick, Direktor des Universitätskrebszentrums Leipzig (UCCL) und Professor für Onkologie an der Universität Leipzig
- Prof. Dr. Jens Meiler, Humboldtprofessor und Direktor des Instituts für Wirkstoffentwicklung der Universität Leipzig