Pressemitteilung 2004/041 vom

Untersuchung an der Universität Leipzig zeigt: Der öffentlich-rechtliche Sender Jump wiederholt weniger Programmanteile und bietet ein größeres Meinungsspektrum.

Das Tagesbegleitprogramm MDR-Jump bietet seinen Hörern mehr Informationen als das private sächsische Radio PSR. Zum einen ist das Informationsangebot zeitlich umfangreicher, zum anderen ist es journalistisch anspruchsvoller. "Damit erfüllt das öffentlich-rechtliche Jump den Grundversorgungsauftrag", erläutert Professor Dr. Marcel Machill die wesentlichen Ergebnisse einer aktuellen Journalistik-Diplomarbeit von Tobias Stammberger.

Bei beiden Programmen, so ein weiteres Ergebnis der am Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft der Universität Leipzig entstandenen Arbeit, nimmt die Musik den größten Raum ein. Jump füllt 70 Prozent seines Programms im Untersuchungszeitraum mit Musik - Radio PSR kommt auf 60 Prozent. Der Wortanteil beträgt bei PSR 27 Prozent und damit auf den ersten Blick etwas mehr als bei der öffentlich-rechtlichen Welle (25 Prozent). "Das liegt aber vor allem an den vielen Glücksspielen von PSR", sagt Diplomand Stammberger. Betrachtet man nur das Informationsangebot, liegt Jump eindeutig vorne.

Immerhin 17 Prozent des Untersuchungszeitraumes füllt der öffentlich-rechtliche Sender mit Informationen aus Politik oder Berufsleben. Radio PSR kommt lediglich auf 12 Prozent. Sowohl bei der tagesaktuellen Berichterstattung als auch beim Beratungsangebot informiert das öffentlich-rechtliche Radio ausführlicher.

Auch hat Tobias Stammberger die Qualität der Berichterstattung analysiert. Hier überzeugt Jump durch einen vielfältigeren Einsatz der journalistischen Darstellungsformen wie z. B. Berichte. Radio PSR kommt seiner Informationspflicht fast ausschließlich durch knappe Nachrichtensendungen nach. Zudem räumt die öffentlich-rechtliche Welle der politischen Berichterstattung mehr Platz ein. Sie gilt als Kernbereich des Informationsauftrags.

Eine Wiederholungsanalyse hat ergeben, dass Jump Nachrichten und Beiträge seltener wiederholt als Radio PSR. Vielmehr ist die öffentlich-rechtliche Welle bemüht, ihre Hörer über die Entwicklungen am Tage auf dem Laufenden zu halten. Auch bietet Jump häufiger konträre Meinungen, etwa von Politikern, zu einem bereits eingeführten Thema. "Solche Berichterstattungsmuster helfen den Hörern, sich eine eigene Vorstellung über einen Sachverhalt zu schaffen", sagt Professor Machill.

Gleichzeitig legt die Untersuchung aber auch Schwächen bei Jump offen. Zunächst konnte kein einziger Bildungsbeitrag festgestellt werden. Gleiches gilt für PSR. Jump trifft dieser Befund jedoch härter, weil die Welle als öffentlich-rechtliches Angebot einem Bildungsauftrag verpflichtet ist. Auch fällt die Kürze der Wortbeiträge auf, die im Durchschnitt gerade einmal 18 Sekunden lang sind. In einer solchen Zeitspanne lässt sich nur vordergründig über Geschehnisse berichten.

Die Studie steht in der Tradition der normativ-analytischen Programmforschung, die die Programmleistung mittels der Vorgaben der einschlägigen Gesetzestexte bewertet. Das Untersuchungs-Material umfasst für beide Radios zusammen 39 Stunden. Ausgewertet wurde das Programm verschiedener Wochentage im Sommer 2003 im Zeitraum von sechs bis zwölf Uhr. "Zwar sind die Ergebnisse aufgrund der eingeschränkten Datenmenge, die in dieser Diplomarbeit bewältigt werden konnten, nicht repräsentativ. Ein Trend ist jedoch klar erkennbar", bewertet Professor Machill die Befunde.