„Wir möchten mit unserer Forschung ergonomische Arbeitsplätze entwickeln, die das Arbeiten in der Landwirtschaft erleichtern und zugleich das Tierwohl fördern“, betont Starke. Kombiniert mit der modernen Sensortechnik, könnten mit dem Zutriebssystem neue Wege in der Tiermedizin beschritten werden. Die Wände bestehen ihm zufolge aus einem speziellen Kunststoff und verzinktem Stahl und sind bewusst geschlängelt, damit die Rinder um die Kurve laufen müssen und den Behandlungsstand, wo sie kurzzeitig fixiert werden müssen, möglichst spät sehen. „Das System kann man je nach örtlichen Gegebenheiten individuell aufbauen“, erklärt der Experte für Rinder der Veterinärmedizinischen Fakultät. Bereits jetzt werde dieser Prototyp in einigen landwirtschaftlichen Betrieben erfolgreich getestet. Zusätzlich zu der Sensortechnik für die Augentemperaturmessung beim Rind, die gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Elektronische Nanosysteme ENAS in Chemnitz weiterentwickelt wird, arbeitet Starke auch mit dem Prototypen eines Handgerätes mit Sensoren zur Messung der Hornfeuchtigkeit beim Rind. Diese ist ebenfalls ein wichtiges Merkmal zum Beurteilen der Haltungsumwelt der Tiere und damit auch indirekt für die Gesundheit der Tiere. Hier arbeiten die Veterinärmediziner:innen mit dem Kurt-Schwabe-Institut für Mess- und Sensortechnik Meinsberg e.V. (KSI) zusammen.
Diese modernen, sensorbasierten Überwachungsmodule spielen auch in der Tiermedizin eine zunehmend wichtige Rolle. „Unser Ziel ist es, ein Tiergesundheitsmonitoring mit verschiedenen Sensoren zu etablieren“, sagt Prof. Starke. In der modernen Veterinärmedizin sei dies besonders wichtig, weil sich die Arbeitsbedingungen für Tierärzt:innen im Vergleich zu früher stark gewandelt haben. Ein Rind, das heute durchschnittlich 600 Kilogramm wiegt, habe früher meist 100 Kilogramm weniger auf die Waage gebracht. Zudem seien für die kraftaufwändige Arbeit in den Ställen und in der Tiermedizin noch vor einigen Jahrzehnten viel mehr Männer, aber vor allem insgesamt mehr Arbeitskräfte als heute beschäftigt gewesen. Hinzu komme, dass gerade Rinder körperlichen Kontakt durch Menschen nicht immer gewohnt sind. Oft reagieren sie schreckhaft auf Berührungen oder unkontrolliert auf Reize. Die modernen Behandlungsstände zur schonenden Fixierung der Tiere, die von Starke und seinen Kolleg:innen ständig weiterentwickelt werden, seien deshalb ein Schutz, aber auch eine Erleichterung für Tier und Mensch.