Pressemitteilung 2001/042 vom

Ende März startet das Internet-Projekt sächsischer Hochschulen für die wissenschaftliche Aus- und Weiterbildung unter dem Begriff "Bildungsportal Sachsen". Am Ende, nach 3 Jahren, soll eine "virtuelle Universität" stehen, an der sich dann Studenten unabhängig von ihrem Studienort im Freistaat ihr Studium aus modularen Angeboten aller sächsischer Hochschulen im Internet selbst zusammenstellen können.

Dabei ist aber nach den Worten von Prof. Dr. Klaus Irmscher (Universität Leipzig), Mitglied des vierköpfigen Projektrates, nicht daran gedacht, die Präsenzlehre, bei der sich Professor und Student in Hörsälen und Seminarräumen direkt begegnen, als Grundform der akademischen Ausbildung abzulösen. Eher geht man davon aus, dass über das "Bildungsportal Sachsen", also über die Nutzung virtueller netzbasierter Lehr- und Lernformen, etwa ein Drittel des Studiums ablaufen könnte, bei Fernstudium und Weiterbildung aber könnten es bis zu 70 Prozent sein.

Partner in der Aufbauphase des vom Sächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst geförderten Projektes sind die Universitäten aus Leipzig, Dresden und Chemnitz sowie die Hochschule Mittweida. Ist es die generelle Aufgabe in der nächsten Zeit, im Rahmen des "Bildungsportals" Verbundstrukturen zwischen sächsischen Hochschulen und Unternehmen zur Vernetzung ihrer Lehr- und Medienkompetenzen zu entwickeln, so obliegt der Universität Leipzig im Besonderen deren informationstechnische Realisierung und bildungsdidaktische Erprobung.

Das bedeutet, eine gemeinsame virtuelle Lernumgebung (Bildungsplattform) zur strukturierten Information nach Wissensgebieten und Berufsfeldern bereitzustellen und dabei auch unterschiedliche Kommunikationsformen (Audio, Video, Datenspeicherung und -wiederauffindung, Suchsysteme) zu integrieren. Es handelt sich dabei um Softwarelösungen, die dem Nutzer die in die Plattform eingespeisten Bildungsinhalte anschaulich darstellen und auch Hilfen zur Nutzung anbieten. Es wird unerlässlich sein, in den sächsischen Hochschuleinrichtungen entsprechende Kompetenzzentren zur Beratung der Nutzer aufzubauen.

Des Weiteren übernimmt es die Universität Leipzig unter anderem, die Zentralseiten des "Bildungsportals" zu gestalten, die Zugangsmöglichkeiten und Nutzungsrechte zu klären, die geeigneten Bildungsangebote auszuwählen und Datenbanken einzubinden. Damit kommen die mehrjährigen Erfahrungen verschiedener Universitätsinstitute (Informatik, Wirtschaftsinformatik, Kommunikations- und Medienwissenschaft) sowie des Rechenzentrums im Einsatz von Teleteaching bzw. Multimedia/Distance Learning, von Telematik und von virtuell geführten Gruppenseminaren sowie in der Handhabung der entsprechenden technischen Infrastruktur zum Tragen. Ergänzend zu Präsenzveranstaltungen sind zum Beispiel bereits in der Wirtschaftsinformatik (WINFOLine), bei Deutsch als Fremdsprache, in der Medienausbildung oder in der Religionspädagogik (Bibel im Netz) zunehmend virtuelle Lehr- und Lernangebote getreten.
Zu klären sind aber noch so heikle Fragen wie die nach den Gebühren, die sicher für Studierende aus Sachsen nicht erhoben werden, wohl aber für Weiterbildungskurse, nach der Zertifizierung von Studienleistungen (Können Prüfungen über Video-Konferenzen abgenommen werden?) oder nach der Abgeltung von Betreuungsaufwand etwa beim Korrigieren von Belegarbeiten.