Wilma Neumann forscht, um eine Krankheit besser zu behandeln, unter der Millionen Menschen auf der ganzen Welt leiden: Krebs. Die Nebenwirkungen, die eine Chemotherapie für die Krebsbehandlung hat, sind immens und den meisten bekannt: Die Haare fallen aus, und die Funktionen des Magen-Darm-Traktes werden gestört. Seit 1978 ist das metallbasierte Medikament Cisplatin für die Behandlung zugelassen. Es ist wirkungsvoll, doch nicht alle Krebsarten können mit Cisplatin bekämpft werden. Manche Tumorzellen sind gegen das Medikament resistent, andere werden es im Laufe der Behandlung. "Deshalb forsche ich, um die Effizienz des Medikamentes zu steigern und die Resistenz von bestimmten Krebszellen zu überwinden", sagt die 26-Jährige.
Seit zwei Jahren promoviert die studierte Chemikerin auf dem Gebiet der Tumortherapeutika. Sie befindet sich damit direkt an der Schnittstelle zwischen Chemie und den Biowissenschaften. Sie ist Doktorandin der Graduiertenschule "Leipziger Schule der Naturwissenschaften - Bauen mit Molekülen und Nanoobjekten (BuildMoNa)". Dort erhalten seit 2007 junge Nachwuchswissenschaftler eine fächerübergreifende, strukturierte Doktorandenausbildung. Die Einbindung in die Graduiertenschule bereichert Neumanns Arbeit. "Wir besuchen zusätzlich zu unserer Forschung Module, Vorlesungen und Konferenzen wie die Jahrestagung", erläutert Neumann. Vor allem aber knüpft sie Kontakte im Wissenschaftsbetrieb. "Man geht normalerweise nicht einfach in andere Fakultäten und schaut, was dort geforscht wird", sagt die Doktorandensprecherin. Durch BuildMoNa komme sie automatisch mit Forschern anderer Fakultäten in Kontakt.
Auf der Jahrestagung am 3. und 4. März halten Doktoranden des ersten und zweiten Promotionsjahres Vorträge zu ihren Themen, andere präsentieren ihre Forschungsergebnisse auf Postern. Dann haben Besucher, Interessenten und die Forscher selbst Zeit, sich untereinander auszutauschen. "Wissenschaftler, die Einblicke in andere Fächer bekommen, sind viel besser ausgebildet und können Probleme ganz anders begreifen", sagt Evamarie Hey-Hawkins. Sie ist Professorin für Chemie sowie Mitbegründerin und Sprecherin der Graduiertenschule. "Wir wollen, dass die Doktoranden verstehen, wie komplexe Prozesse funktionieren, um sie für ihre eigene Forschung, aber auch für die zukünftige Arbeit in der Industrie oder im akademischen Bereich nutzen zu können."
Als Gastredner referieren Prof. Dr. Manfred Helm (Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf), Prof. Dr. Rudolf Merkel (Forschungszentrum Jülich), Prof. Dr. Eva Rentschler (Johannes Gutenberg Universität Mainz) und Prof. Dr. Klaus Roth (Freie Universität Berlin) zu aktuellen wissenschaftlichen Themen, die Bezug zur Forschung in der Graduiertenschule BuildMoNa haben.
Etwa 100 Promovierende erhalten im Rahmen der Graduiertenschule BuilMoNa eine Zusatzausbildung. Nur wer zum besten Drittel seines Jahrgangs gehört, hat eine Chance auf diese exzellente wissenschaftliche Betreuung. Wilma Neumann ist eine von ihnen. Wenn sie ihre Forschungsergebnisse Ende dieses Jahres vorlegen wird, hat sie einen wichtigen Beitrag zur Krebsforschung geleistet. Schon jetzt belegen erste Versuche, dass Cisplatin in Verbindung mit einem Schmerzmittel deutlich wirkungsvoller ist und Resistenzen überwunden werden können. Im besten Fall profitiert davon nicht nur ihre wissenschaftliche Karriere, sondern auch jener Teil der Bevölkerung, der unter der Krankheit leidet.