Pressemitteilung 2003/353 vom

Studie der Medienpädagogik an der Universität Leipzig zum Einfluss auditiver Gewalt auf Heranwachsende

Gewalt im Radio ist Gewalt in Worten. Verpackt wird die Gewalt in Unterhaltung - Unterhaltung auf Kosten anderer. Träger der Unterhaltung und somit auch der Gewalt sind die Moderatorinnen und Moderatoren. Um ihre Hörerinnen und Hörer zum Lachen zu bringen, ist ihnen jedes Mittel recht. Denn Gewalt im Radio heißt: herabwürdigen, lächerlich machen, in die Ecke stellen. Da Unterhaltung im Radio vor allem am Morgen, zur Radio-Primetime, gesendet wird, findet auch Gewalt im Radio vorrangig genau dann statt, wenn Jung und Alt vor dem Radio sitzen. Besonders betroffen von der Gewalt im Radio sind die 12- bis 15-Jährigen. Zwar lachen sie über die Späße der Moderatoren, doch will ihnen dieses Lachen nicht recht gelingen. Denn das, was sie im Radio hören, entspricht oft dem, was sie im Leben erfahren: sie werden herabgewürdigt, zu Außenseitern gemacht, ins Lächerliche gezogen. Gewalt im Radio ist eben nicht lustig, sondern verachtet die Hörerinnen und Hörer.

Zu diesen Ergebnissen kommt die jetzt veröffentlichte Studie "Gewalt im Radio: Eine Untersuchung zur Wahrnehmung, Bewertung und Verarbeitung von Unterhaltung im Hörfunk durch 9- bis 16-Jährige" des Lehrstuhls für Medienpädagogik und Weiterbildung der Universität Leipzig. Im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft der mitteldeutschen Landesmedienanstalten (AML) analysierte das Forscherteam um Prof. Dr. Bernd Schorb und Anja Hartung das Radioangebot und befragte 9- bis 16-Jährige in Einzelinterviews und Gruppendiskussionen danach, wie sie verbale Gewaltangebote im Hörfunk wahrnehmen und bewerten.

Die Studie erscheint unter dem Titel "Gewalt im Radio" im Vistas Verlag Berlin, zusammengefasste Ergebnisse stehen unter www.uni-leipzig.de/~mepaed/aktiv_start.htm zum Download bereit.