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Am 1. April 2015 ist nach langer schwerer Krankheit im Alter von 62 Jahren der Geschichtsprofessor Detlef Döring gestorben. Sein wissenschaftliches und wissenschaftsorganisatorisches Wirken war eng mit seiner Heimatstadt Leipzig verbunden. Döring war Privatdozent und Professor am Historischen Seminar der Fakultät für Geschichte, Kunst- und Orientwissenschaften der Universität Leipzig, seit 1995 Mitglied der Historischen Kommission der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig und lange Jahre Vorstandsmitglied des Leipziger Geschichtsvereins.

Nach seinem Studium der Theologie an der Universität Leipzig arbeitete Döring mit wegweisenden Forschungsergebnissen auf dem Gebiet der Wissenschafts- und Universitätsgeschichte der Frühen Neuzeit, der europäischen Geistes- und Ideengeschichte und der Geschichte der Leipziger Aufklärung. In der Universitätsbibliothek Albertina hatte er seine erste große Wirkungsstätte gefunden. Er publizierte unter anderem einen mehrbändigen "Katalog der Handschriften der Universitäts-Bibliothek" - Ausgangspunkt für seine langjährig gepflegten wissenschaftshistorischen Forschungsinteressen, die ihm national wie international hohe Anerkennung und Wertschätzung einbrachten.

"Detlef Döring war ein Gelehrter, der anders als die breite wissenschaftshistorische Forschung in der DDR einen eigenen wissenschaftlichen Stil pflegte", sagt Prof. Dr. Manfred Rudersdorf, Dekan der Fakultät für Geschichte, Kunst und Orientwissenschaften der Universität Leipzig. "Kenntnisreich bis hin zum kleinsten Detail hat er wichtige Funde und Beobachtungen mitgeteilt und mit hermeneutischer Präzision in den politisch-kulturellen und sozialen Kontext der vormodernen, alteuropäischen Zeit eingeordnet."

Als Historiker leitete er mit großem Erfolg die Arbeitsstelle "Edition des Briefwechsels von Johann Christoph Gottsched", die mit ihren acht erschienenen Bänden inzwischen zu einem Flaggschiff der Sächsischen Akademie der Wissenschaften geworden ist. Aus dieser Arbeit an der Edition ist sein letztes Buch erwachsen, das im vergangenen Jahr unter dem Titel "Dann sprach ich bei Professor Gottsched vor … Leipzig als literarisches Zentrum Deutschlands in der Frühen Neuzeit" im Leipziger Universitätsverlag erschienen ist.

Bleibende Verdienste hat sich Döring 2009 im 600. Jubiläumsjahr der Alma mater Lipsiensis erworben. "Sein Beitrag in Band 1 der fünfbändigen Universitätsgeschichte setzt ebenso Maßstäbe wie seine prägende Mitwirkung an der großen Jubiläumsausstellung ,Erleuchtung der Welt. Sachsen und der Beginn der modernen Wissenschaften'", so Rudersdorf weiter. "Der allzu früh verstorbene Forscher, anerkannte Editor und Geschichtsschreiber hinterlässt eine schmerzliche Lücke, zugleich aber auch ein beeindruckendes wissenschaftliches Werk an monographischen Darstellungen, dickleibigen Quellenbänden und einer Vielzahl von Aufsätzen - ein Werk, das er in den letzten mehr als 35 Jahren mit bewundernswerter Energie und Disziplin zustande gebracht hat. Seine Verdienste um die universitäre und die städtische Historiographie bleiben unvergessen."

Ein von Professor Rudersdorf verfasster Nachruf auf Detlef Döring ist auf den Internetseiten des Historischen Seminars der Universität Leipzig nachzulesen.