Das mehrstufige Forschungsvorhaben startet zunächst mit einer Analyse von Vorstellungen über kollektive Identität in unterschiedlichsten sozialen Gruppen. In Sachsen, Thüringen, Berlin und Schleswig-Holstein werden exemplarisch teilnehmende Beobachtungen und Interviews mit unterschiedlichsten sozialen Gruppen geführt. Dadurch soll sich ein möglichst breites Verständnis von zeitgenössischen Erzählungen über "die Nation", "das Gemeinwesen" und "die Gesellschaft" entwickeln. Die Ergebnisse dieser Analyse werden in einem nächsten Schritt mit Menschen in ganz Deutschland in Bürgerversammlungen, sogenannten "politischen Laboratorien" (kurz auch: PoliLab), diskutiert. Ziel ist es, in eine Verhandlung über die unterschiedlichen Aspekte einer gemeinsamen gesellschaftlichen Identität zu treten.
"In der Öffentlichkeit findet heute wieder eine verstärkte Auseinandersetzung darüber statt, wie sich verschiedene gesellschaftliche Gruppen formieren und miteinander koexistieren", sagt Pates. Diese Entwicklung wolle das Projekt erforschen. "PoliLab"-Mitarbeiterin Julia Leser betont die Relevanz der Studie für die aktuelle Migrationsdebatte: "Das Projekt zielt darauf ab, den kulturellen Wandel vor dem Hintergrund von Migrationsprozessen zu analysieren und die Forschungstraditionen im Bereich Migration und Integration unter dem Vorzeichen gesellschaftlicher Pluralität zu überdenken."
Das praxisorientierte Format der politischen Laboratorien ist eine neue Forschungsmethode, die den Teilnehmern Impulse für eine aktive politische Teilhabe liefern soll. In Diskussionsforen kommen Vertreter unterschiedlichster gesellschaftlicher Gruppierungen zusammen, um über Gemeinsamkeiten und Differenzen ihrer Vorstellungen von "Nation" und "Gesellschaft" zu debattieren. Auf diese Weise soll zwischen verschiedenen, vermeintlich unvereinbaren Positionen im politischen Diskurs vermittelt werden.