Pressemitteilung 2003/294 vom

Privatdozent Dr. Gerald Münch, Leiter der Nachwuchsgruppe Neuroimmunologische Zellbiologie am Interdisziplinären Zentrum für klinische Forschung Leipzig (IZKF), erhielt jetzt den diesjährigen "René-Schubert-Preis" der Deutschen Gesellschaft für Alternsforschung e.V..

Mit dem "René-Schubert-Preis" werden Forschungsarbeiten aus dem Bereich der experimentellen biologischen und klinischen Alternsforschung gefördert. René Schubert gilt als der Förderer der Gerontologie in der BRD. Der Alternsforscher hatte 1974 an der Universität Erlangen-Nürnberg den ersten Lehrstuhl für Gerontologie im deutschsprachigen Raum übernommen und war außerdem Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie.

Der mit 5.000 Euro dotierte Preis wird nur alle zwei Jahre vergeben. Dr. Münch, der sich den Preis wegen Punktgleichheit mit Prof. Dr. Grune aus Berlin teilt, erhielt den Preis für seine Forschungsarbeit auf dem Gebiet entzündlicher Prozesse bei der Alzheimer Demenz.

Die Alzheimersche Krankheit ist so bekannt wie allgemein gefürchtet. Noch immer ist kein Medikament in Sicht, mit dem man diese Krankheit aufhalten, geschweige denn heilen kann. Die Forschungsgruppe um den Biochemiker Dr. Münch hat hier neue Wege eingeschlagen, die vielversprechend sind.

Für die Alzheimer Demenz sind Proteinablagerungen im Gehirn charakteristisch (senile Plaques). Diese sind miteinander vernetzt und nicht wieder abbaubar. Die Plaques bestehen unter anderem aus sogenannten Advanced Glycation Endproducts (AGEs), die aus Zuckerfragmentierungsprodukten gebildet werden. Die AGEs lösen entzündliche Prozesse aus und tragen so zunächst zum Funktionsverlust, im fortgeschrittenen Stadium zur Zerstörung der Nervenzellen bei. AGEs sind der (Haupt-)Untersuchungsgegenstand der Nachwuchsgruppe Neurimmunologische Zellbiologie um Dr. Münch. Der Arbeitsgruppe war es gelungen, zum ersten Mal die entzündungsauslösende Wirkung der AGEs nachzuweisen, bei der sogenannte freie Radikale (stark reaktionsfähige Sauerstoffverbindungen) eine sehr entscheidende Rolle spielen. Diese Erkenntnis brachte die Nachwuchsforscher auf eine Idee: Diabetische Nervenschäden werden mittels Thioctsäure behandelt, einem Medikament, welches die freien Radikalen unschädlich macht und gleichzeitig die Nervenzelle mit mehr Energie versorgt. Warum soll mittels Thioctsäure nicht auch die durch die AGEs im Gehirn hervorgerufene chronische Entzündung erfolgreich bekämpft werden können? Gleichzeitig könnte die Thioctsäure der Nervenzelle Energie zum Reparieren erlittener Schäden geben.

Mittlerweile hat sich die Vermutung der jungen Forscher bestätigt. Mit Thioctsäure können durch AGEs ausgelöste Entzündungen erfolgreich bekämpft und somit die Lebensqualität von Alzheimer-Patienten erhöht werden.

Nun wurde die Arbeit der jungen Wissenschaftlergruppe um Dr. Münch und damit auch die Unterstützung und Förderung durch das IZKF belohnt.
Den "René-Schubert-Preis" wird Dr. Münch bei der diesjährigen Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Alternsforschung, am 7. November, entgegennehmen.