Pressemitteilung 2001/035 vom

Universität Leipzig und HTWK Leipzig stellen Problemlösung für Online-Video-Kommunikation vor

Leistungsfähige Computernetze und Rechner-Arbeitsstationen prägen das Bild der modernen EDV-Anwendungen und Kommunikation. Speziell für Video-Konferenzen per Computer und Rechnernetz mussten aber in den vergangenen Jahren erst die notwendigen Voraussetzungen für die Einführung isochroner Dienste, die eine zeitgenaue und vollständige Bild- und Tonübertragung gewährleisten, geschaffen werden.

Dennoch hat sich bis jetzt ein breiter Einsatz von PC-Video-Technik zur Kommunikation durch Widersprüche zwischen den Parametern der geforderten Video-Qualität, der möglichen Daten-Übertragungsleistung, der verfügbaren Rechner-/Prozessor-Leistung und den Hardware-Kosten nicht durchsetzen können. In bisherigen Produkt-Entwicklungen verschiedener Einrichtungen und Unternehmen konnten nur einige dieser Probleme zufriedenstellend bewältigt werden. Akzeptable Bildqualität für Bildschirm-Arbeitsplätze mit Online-Video-Kommunikation konnte so bisher nur über hohe Hardware-Kosten für Spezialtechnik und -Übertragungen realisiert werden.

An der Universität Leipzig und der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) Leipzig konnte jetzt jedoch eine Lösung des Problems, wie sie z. B. im Bereich Medizin benötigt wird, auf handelsüblicher PC-Technik zu geringen Kosten gefunden werden.

In den Bereichen Rechnernetze/verteilte Systeme bzw. Informationssysteme/Multimedia-Technologie entstand der Prototyp eines Video-Konferenz-Systems, der es weltweit erstmals ermöglicht, bei niedrigsten Kosten und über herkömmliche, handelsübliche PC-Baugruppen in Hochgeschwindigkeitsnetzen Video-/Audio-Kontakt in Fernsehqualität mit Partnern per Arbeitsplatz-Computer ohne Spezialtechnik aufzubauen. Eingeschlossen ist dabei auch die stereoskopische Betrachtungsmöglichkeit von 3D-Bildern und -Video auf Standard-Fernsehern oder -PC-Monitoren für die von einer Gegenstelle mit Stereo-Kamera Online/Offline-übertragenen Bildse-quenzen. In gewissen Fällen ist es sogar möglich, herkömmliche Netzwerk-Strukturen dafür zu nutzen, beispielsweise im Bereich der Ausbildung.

Für mittelständische und große Unternehmen ist aufgrund der hohen, vom Fernsehen her gewohnten Bildqualität die Nichtakzeptanz durch die Mitarbeiter als Hemmschwelle für den Einsatz solcher Technik überwunden. Da die Kosten für ein solches System zudem vergleichsweise niedrig sind (je nach technischen Anforderungen zum vorhandenen PC für zusätzliche Hardware ab ca. 2.500 bis ca. 7.000 DM), kann selbst in mittelständischen Unternehmen, im Bildungs- und Ausbildungsbereich und in Institutionen an eine breite Einführung dieser Technik gedacht werden. Sogar im medizinischen Bereich, wo vergleichsweise hohe Bild-Auflösungen erforderlich sein können und bisher zu starke Kompression und zu geringe Übertragungsraten stö-rend wirkten, läßt sich das System im praktischen Betrieb einsetzen. Aufgrund seiner Leistungsparameter ist das System als Komponente im "Sächsischen Bildungsportal" einsetzbar.

Das System konnte seine Qualitäten bereits in Erst-Einsätzen bei lokalen Unterneh-men für Konzert-Life-Übertragung und Kunden-Fernberatung in Leipzig demonstrieren. Ein Prototyp wird im Sommersemester 2001 für die Übertragung von (Lehr-)-Veranstaltungen zwischen Universität und HTWK eingesetzt werden.

Wer es noch etwas genauer wissen möchte, dem sei noch etwas über die Leistungsparameter des Systems mitgeteilt:

  • PAL-/HDTV-Qualität über das M-JPEG-Verfahren (25 Bilder/s, Auflösung 768x576, Farb-Treue)
  • stereoskopische 3D-Übertragung und Darstellung auf PC
  • Datenübertragungsraten von 2 bis ca. 60 Mbit/s pro Bildstrom über IP, LANE, CIP oder ATM
  • geringe Verzögerung Sender und Empfänger bzw. kurze Antwortzeiten (kleiner als 100 msec)
  • Lippen-Synchronität zwischen Bild und Ton
  • vollduplex- und Mehrpunkt-Verbindungen (zwei aktive und beliebig viele passive Teilnehmer)
  • Anbindung von Video-/Bild-Datenbanken
  • White-Board-, Chat-, FTP-, Mail- und andere Teledienste
  • Kamera-Fernsteuerung, automatisiertes Ressourcenmanagement niedrige Hardware-Kosten.

In Vorbereitung sind weitere System-Komponenten:

  • ActiveX- bzw. CORBA-Unterstützung
  • Gerätefernsteuerung und Aufbereitung für Anwendungen in der Medizin

Neben dieser Entwicklungsarbeit gibt es weitere Projekte für den Innovationstransfer von den Hochschulen in Industrie-Unternehmen. Weitergehende Informationen sind auf den Internetseiten des Instituts für Informatik der Universität Leipzig und des FB Informatik, Mathematik und Naturwissenschaften der HTWK Leipzig zu finden.

Das Projekt wurde durch die Zusammenarbeit mit verschiedenen Firmen, mittelständischen Unternehmen und die Unterstützung durch sächsische und Bundes-Ministerien ermöglicht.