Pressemitteilung 2000/008 vom

Mediziner der Universität Leipzig haben einem Patienten einen Herzschrittmacher mit drei Elektroden eingesetzt. Das ist in der Welt das erste Mal, dass das neue System namens Genesis(TM) angewandt werden konnte. Der Patient ist wohlauf. Lange habe er sich nicht so wohl gefühlt wie jetzt, sagt er und das kurz nach der Operation.

Eingesetzt haben den Herzschrittmacher Prof. Dr. Dietrich Pfeiffer und Prof. Dr. Lothar Engelmann von der Medizinischen Klinik I. Der Kardiologe Prof. Pfeiffer war von einer amerikanischen Firma in die Entwicklung des neuen Schrittmachersystems einbezogen worden.

Es unterscheidet sich von den bisher üblichen Herzschrittmachern dadurch, dass nicht nur die rechte Seite des Herzens elektronisch stimuliert wird, sondern auch die linke. Der Schrittmacher hat deshalb nicht nur zwei Elektroden wie üblich für den rechten Herzvorhof und die rechte Herzhauptkammer, sondern eine zusätzliche Elektrode für die linke Herzkammer.

Gewöhnlich wird ein Herzschrittmacher eingesetzt, um Herzstillstand oder einen zu langsamen Herzschlag zu behandeln. Es gibt aber auch Pump-Funktionsstörungen, die charakterisiert sind durch unkoordinierte Kontraktionen des Herzmuskels, die zu einer Art Ping-Pong-Effekt führen: Das Blut wird in den Herzkammern hin- und hergeschleudert, so dass das Herz seine Aufgabe, ausreichend Blut in die Schlagader einzuwerfen, nicht mehr erfüllen kann. Die Lebensqualität der Betroffenen leidet beträchtlich und die Überlebensdauer wird auf maximal fünf Jahre eingeschätzt, wenn man das Problem mit Medikamenten nicht in den Griff bekommt.

Unser Patient hatte eine schwere Pumpenfunktionsstörung infolge einer rheumatischen Herzkrankheit. Die Möglichkeit der medikamentösen Behandlung waren ausgeschöpft. Er lag wochenlang in verschiedenen Krankenhäusern, ohne dass man ihm helfen konnte. Eine Herz-Transplantation kam nicht in Frage, weil der Patient außerdem an Osteoporose leidet. Abhilfe soll nun der neuartige Herzschrittmacher schaffen.

Noch muss überprüft werden, ob das neue System GenesisTM auf Dauer hilft und bei welchen Patienten es eingesetzt werden kann. Das Einsetzen des ersten neuen Herzschrittmachers dauerte auch beträchtlich länger als die Implantation eines Schrittmachers mit nur zwei Elektroden. Effektivere Wege sind sicher nicht ausgeschlossen, müssen aber erst erprobt werden. Hier sieht Prof. Pfeiffer noch viel Forschungsarbeit auf sich zukommen, aber er ist zuversichtlich, der Erfolg zeichnet sich ab.