Pressemitteilung 2006/053 vom

Der Leipziger Professor Klaus Nitzsche legt Grundsteine für die Olympischen Biathlon-Medaillen

Wenn heute Abend bei den Olympischen Winterspiele die deutsche Biathlon-Männerstaffel die siebente Medaille und die vierte in Gold auf dem Medal Plaza von Turin umgehängt bekommt, dann hat ein Mann einen großen Anteil an diesem Medaillenregen, der trotz seiner Pionierarbeit nicht vor Ort sein kann: Professor Dr. Klaus Nitzsche, Direktor des Institutes für Bewegungs- und Trainingswissenschaft der Sportarten an der Sportwissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig. Der 63-Jährige kennt nicht nur die speziellen Anforderungen des Biathlons, sondern mit Uwe Müßiggang und Frank Ullrich auch die beiden Väter des anhaltenden Biathlon-Erfolges.

Die beiden Bundestrainer, die ihren Diplom-Sportlehrer per Fernstudium vor der Wende bei ihm machten, hat er in zahlreichen Fortbildungsmaßnahmen selbst geschult und sie dabei als kompetente Ansprechpartner schätzen gelernt. Als Ullrich seine Diplomarbeit in Leipzig schrieb, besorgte Nitzsche sogar ein Zimmer für ihn. "Er sollte schon mal richtige Lesesaalluft an der Jahnallee schnuppern", erinnert sich der Wintersport-Professor an seine Mentorenrolle. Mit Frank Luck, Peter Sendel (beide Biathlon) und Andreas Schlüter (Skilanglauf) hat er vor wenigen Monaten drei ehemalige Profi-Sportler auf ihren Weg ins harte internationale Trainergeschäft vorbereitet.

Einen entscheidenden Grundstein des heutigen Biathlon-Booms legte Nitzsche bereits 1992. Als Mitglied der Trainerfachkommission des damaligen Deutschen Skiläuferverbandes (DSLV) der DDR initiierte er eine Fortbildungsmaßnahme, die seiner Zeit die erste gesamtdeutsche Trainerzusammenkunft aller Sportverbände war.
Seine akademische Laufbahn begann der gebürtige Dresdner 1962 mit dem Sportstudium an der damaligen Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHfK). Anschließend durchläuft er alle akademischen Anstellungen und ist seit 1984 Institutsleiter für Wintersport. "Als einzige universitäre Einrichtung Deutschlands können unsere Ski-Leistungssportabsolventen nach dem Studium die höchste Trainerlizenzstufe erhalten.", sagt Nitzsche stolz.

In Zusammenarbeit mit der Sportbiomechanik-Abteilung und dem Institut für Angewandte Trainingswissenschaften (IAT) hat er ein erfolgreich funktionierendes Biathlon-Netzwerk aufgebaut, in dem Projekte entwickelt, Analysen betrieben und Diplomarbeiten betreut werden. So wurde ein computergestützter und flexibel einsetzbarer Biathlon-Schießmessplatz gebaut, der seit fünf Jahren als mobile Einsatzbox für den Hochleistungsbereich genutzt wird. Einige seiner Forschungsergebnisse sind im 1998 erschienenen Standardwerk "Biathlon. Leistung-Training-Wettkampf" zusammengefasst.

Auch für den Deutschen Skiverband (DSV) ist er maßgeblich für die Konzeption der Ausbildung verantwortlich: "Da auch ehemalige Profis sämtliche Lizenzstufen durchlaufen, fehlen sie als erfahrene Sportler oder Trainer dem Verband oftmals in der Praxis", umreißt er eine aktuelle Problematik. Deshalb wird es ab nächster Saison erstmals einen C-Trainerlehrgang mit dem Biathlon-Nationalteam geben.

Auf die Unterstützung von Biathlon-Professor Nitzsche muss das DSV-Team in Cesana San Sicario allerdings verzichten, denn momentan steht ein Wintersportlager mit den Sportstudenten im österreichischen Sankt Jakob auf dem Programm, wo er selbst die Technik auf den Brettern und am Hang vorzeigt. So manchen Studenten hängt er noch locker auf dem Snowboard ab.