Pressemitteilung 2016/038 vom

Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung Sachsens macht gerade mal 0,48 Prozent aus. Muslime sind keine abgrenzbare Gruppe. Die Glaubensrichtungen innerhalb ihrer Religion sind ebenso vielfältig wie ihre Herkunft und die Gründe, warum sie im Freistaat leben. 22 Studierende, Doktoranden und Wissenschaftler der Universität Leipzig haben sich in die Lebenswelten von Muslimen in Sachsen begeben und dabei viele interessante Begegnungen gehabt. In dem kürzlich erschienenen Buch "Muslime in Sachsen. Geschichte, Fakten, Lebenswelten" haben sie die positiven und negativen Erfahrungen, Probleme und die ganz normalen Alltagshürden von Menschen muslimischen Glaubens in Sachsen niedergeschrieben. Das innerhalb von sieben Monaten entstandene Buch wurde von Prof. Dr. Verena Klemm und Marie-Christine Hakenberg vom Orientalischen Institut der Universität Leipzig herausgegeben. Beide stellen es am 10. Februar bei einer Veranstaltung im Grassi-Museum in Leipzig vor.

"Das Buch entstand vor dem Hintergrund der politischen Auseinandersetzung mit Pegida und Legida in Sachsen", sagt Orientalistik-Professorin Klemm. Es solle dazu beitragen, die Diskussion über Muslime in Deutschland allgemein zu versachlichen und Informationen über die Präsenz, das Leben, die Probleme und Gestaltungsmöglichkeiten dieser religiösen Minderheit im Freistaat zu vermitteln. Entstanden ist das Sachbuch im Auftrag der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung und Verlages Edition Leipzig.

Nach einem einführenden Kapitel über Geschichte, Fakten und rechtliche Aspekte zum Thema befasst sich das Buch mit Leben, Arbeit und Engagement, Religion und Gemeindeleben, Kunst und Kreativität, aber auch mit Erfahrungen von Muslimen mit Ausgrenzung und Diskriminierung.

Ein Semester lang reisten Studierende der Universität Leipzig durch ganz Sachsen, um mit Muslimen verschiedenen Alters, mehrerer Nationalitäten und Bildungsgrade, mit deutschen Konvertiten, mit Frauen und Männern in den Städten und auf dem Land zu sprechen. Thema war unter anderem das Leben ihrer Religion, das Chancen und Gefahren mit sich bringt. "Viele der Befragten waren froh, dass es in Deutschland Religionsfreiheit gibt und sie ihrem Glauben in einem meist toleranten Umfeld folgen dürfen", berichtet Hakenberg. Beängstigend sei für Muslime in Sachsen dagegen das gestiegene Gewaltpotenzial, das sich vor allem in letzter Zeit im Zusammenhang mit den gestiegenen Flüchtlingszahlen entwickelt habe.