Pressemitteilung 2002/217 vom

Kurz bevor sich die Anschläge auf das World Trade Center in New York und das Pentagon in Washington jähren, ist der Schock über das Geschehene noch nicht gewichen. Prof. Dr. Elmar Brähler, Universität Leipzig, und Dr. Burkhard Brosig, Justus Liebig Universität Gießen, veröffentlichen zu diesem Thema einen Aufsatz. Sie trugen alle Untersuchungen diesbezüglich in Deutschland zusammen und verarbeiteten diese in ihrer Arbeit.

Die Ereignisse des 11. September haben einen deutlichen Niederschlag auf die Einstellungen, die Ängste und das Wohlbefinden in der deutschen Bevölkerung verursacht. Professor Elmar Brähler, Universität Leipzig - Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie, und Dr. Burkhard Brosig, Klinik für psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Justus Liebig Universität Gießen, analysierten diverse Untersuchungen zu diesem Thema und bündelten die Ergebnisse in einem Aufsatz (siehe unten aufgeführte Internetadresse), der Ende September im Journal für Konflikt- und Gewaltforschung veröffentlicht wird.

Die Autoren stellten eine generelle Verschiebung der Ängste fest, was sich besonders in der Abnahme des Wohlbefindens und in der Zunahme von vielen verschiedenen Ängsten zeigt. Am stärksten stieg die Zahl der befragten Erwachsenen, die Angst vor einem militärischen Konflikt haben, von 20 Prozent im April auf 35 Prozent im November 2001. Bei den Erwachsenen stiegen jedoch nicht nur diese Ängste, sondern auch die Ängste um wirtschaftliche Not bis hin zu der Angst, im Alter zum Pflegefall zu werden. Sogar die Angst vor Verkehrsunfällen stieg im Vergleich zu der Zeit vor dem 11. September an. Bei Kindern zeigt sich diese Verschiebung zum Beispiel darin, dass die Angst vor Schulversagen stark zurückging. Die Bedeutung materieller Werte wurde reduziert, die Lust nach Streit vermindert, und umgekehrt wurde der Wunsch nach Solidarität und Gemeinschaft mit anderen gestärkt.

Die Untersuchung zur sozialen Distanz hat ebenfalls eine Veränderung im Gefüge von Werten und in der Wahrnehmung von Bedrohungen der Deutschen gebracht. Während die Angst vor ethnisch anderen Bevölkerungsgruppen sich wenig veränderte, nimmt dagegen die Angst vor Depressiven oder Schizophrenen als Nachbarn stark zu. Die Angst vor dem Fremden in Aussehen, Sitten und Gebräuchen hat sich relativiert in Anbetracht des Schrecklich-Unvorstellbaren der Terroranschläge.

Diese und weitere Ergebnisse der Untersuchung finden Sie unter dem Link:
www.uni-leipzig.de/presse2002/bild/pdf/angst.pdf