Steckbrief

  • Länge des Aufenthalts

    01.09.2023 – 26.06.2024
  • Lehrsprache

    Spanisch
  • Studienrichtung

    Geistes- und Sprachwissenschaften
  • Studiengang, Studienabschluss

    Translation B. A., Bachelor of Arts
  • Förderprogramm

    Erasmus+
  • War Ihr Studium im Ausland freiwillig oder obligatorisch in Ihrem Studium vorgeschrieben?

    Freiwillig
  • Haben sich Ihre Erwartungen an das Studium im Ausland erfüllt?

    Mehr als erfüllt
  • Instagram Account

  • veröffentlicht am

Vor dem Studium im Ausland

Andere Kulturen und Sprachen haben mich schon immer fasziniert. Das sieht man wohl auch an meinem Studiengang Translation. Und genau deshalb wollte ich schon immer mal eine längere Zeit im Ausland leben. Und wenn nicht während des Studiums, wann dann? Als Ziel entschied ich mich für Spanien, da Spanisch zu diesem Zeitpunkt noch meine schwächere Sprache war bzw. mir das Selbstbewusstsein beim Sprechen fehlte und mir ein Auslandsjahr als die perfekte Möglichkeit erschien, dies zu ändern. Außerdem ist es auch einfach ein wunderschönes Land, in dem ich mir wirklich vorstellen konnte, für längere Zeit zu leben. Im Speziellen entschied ich mich für die Universidad de Granada (UGR), bei der mich sowohl die Stadt und Region als auch das Studienangebot begeistert haben. Mich sprachen besonders die fachspezifischen Übersetzungs- und Dolmetschkurse sowie die Auswahl an Kurse für Sprachen an, die wir bei uns an der Universität Leipzig gar nicht lernen können.

So wirklich begann die Vorbereitung für mich im Winter vor meiner Abreise mit der Entscheidung für und die Bewerbung auf meinen Austauschplatz. In den folgenden Monaten vor der Abreise sind dann einige Dokumente für die Stabsstelle Internationales nötig, die dafür aber eine sehr hilfreiche Checklist zur Verfügung stellt. Außerdem könnt ihr euch auch immer an eure ERASMUS-Fachkoordinatoren wenden. Neben der ERASMUS-Organisation fallen aber natürlich noch andere Dinge an, wie z. B. seine Wohnung kündigen bzw. einen Untermieter suchen, Auslandsbafög beantragen etc. Es ist manchmal schwer, da nicht den Überblick zu verlieren. Ganz wichtig ist es natürlich auch, eine Unterkunft für den Auslandsaufenthalt zu finden. Ich habe mit der Suche Mitte Juli angefangen und war damit in Spanien noch früh dran. Ich kenne auch viele Leute, die erst vor Ort nach einer Wohnung gesucht haben und problemlos eine gefunden haben.

Ich persönlich habe keinen Sprachkurs gemacht, weil mein Spanisch aufgrund meines Studiums schon auf einem recht hohen Niveau war. Wenn das bei euch nicht der Fall ist, könnt ihr natürlich einen Sprachkurs in Vorbereitung machen. Ich kenne auch einige Menschen, die ohne jegliche Spanisch-Kenntnisse nach Granada gekommen sind. Das hängt aber natürlich dann auch von euer Unterrichtssprache vor Ort ab. Außerdem bietet die UGR selbst auch viele Kurse an, sodass ihr euer Spanisch dann auch vor Ort verbessern könnt. Natürlich ist vieles aber einfacher, wenn ihr Spanisch sprecht, und ihr könnt leichter mit den Leuten in Kontakt kommen. Eine Sache, an die man sich gewöhnen muss, auch wenn man ein gutes Spanisch spricht, ist der andalusische Akzent, der auch unter Leuten unserer Generation noch recht stark sein kann. Am Anfang kann dieser einem echt Schwierigkeiten bereiten, aber mit der Zeit lernt man ihn kennen und auch lieben.

Während des Studiums im Ausland

Ganz besonders haben mir an der UGR die (fachspezifischen) Dolmetschkurse gefallen, die dort im Bachelor angeboten werden. Allerdings muss ich dazu sagen, dass das Studieren in Spanien anders ist, als wir es aus Deutschland gewohnt sind. Es erinnert oft ein bisschen an Schule. Es herrscht in den meisten Kursen Anwesenheitspflicht, die oft auch penibel kontrolliert wird und mit in die Endnote zählt. Außerdem gibt es die sogenannte evaluación contínua. Das bedeutet, ihr habt auch unter dem Semester mehrere Abgaben, die benotet werden und dann mit der Note aus der finalen Prüfung verrechnet werden. Manchmal ersparen euch diese Abgaben aber auch eine Klausur am Ende des Semesters. Das hat natürlich den Vorteil, dass die Endnote nicht von einer einzigen Leistung abhängt, bedeutet aber auch, dass man die Dinge während des Semesters nicht einfach schleifen lassen kann.

Ich habe im südlichen Stadtteil Zaidín gewohnt. Von uns aus braucht man mit dem Bus ungefähr 10-15 Minuten ins Zentrum bzw. zu unserer Fakultät. Eben wegen dieser Entfernung würde ich nicht nochmal nach Zaidín ziehen, vor allem, weil ich durch Freunde mitbekommen habe, dass es auch im Zentrum durchaus erschwingliche Wohnungen gibt. Wenn euch dieser Aspekt aber nicht stört, kann ich euch Zaidín sehr ans Herz legen: Es ist ruhig (Es leben dort viele Rentner und Familien.), günstig und es gibt viele Einkaufsmöglichkeiten. Ich habe mir meine Wohnung mit einer spanischen Studentin geteilt. Das kann ich euch nur empfehlen, denn so habt ihr immer jemanden, wenn ihr Fragen habt oder im spanischen Alltag etwas anders läuft, als ihr es gewohnt seid. Und diese Momente werden kommen! Und natürlich kann eine WG mit spanischen Studierenden auch nur hilfreich für euer Spanisch sein!

Ich habe ungefähr 1000 € im Monat ausgegeben. Das scheint jetzt erstmal viel zu sein, dabei ist aber einiges für die Reisen draufgegangen, die ich während meiner Zeit in Granada gemacht habe. Meine Wohnung kostete im Monat ungefähr 300-350 €, je nach Nebenkosten. Lebensmittel sind nicht unbedingt günstiger als in Deutschland, aber das kommt natürlich auch auf den Supermarkt an; eine günstige Alternative ist beispielsweise Día. Dafür ist Essengehen bzw. Ausgehen im Allgemeinen in Spanien deutlich günstiger, was mal auf jeden Fall ausnutzen sollte. Ein Kostenfaktor, den ich vorher nicht unbedingt bedacht habe, waren die bereits erwähnten Reisen, die natürlich etwas ins Geld gehen, das aber auch durchaus wert sind. Es gibt für internationale Studierende dafür auch viele gute Angebote, z. B. von Emycet oder Bestlife, und mit den Bussen von Alsa kommt auch günstig und zuverlässig durch das ganze Land.

Die ERASMUS-Zeit ist geprägt von den vielen Menschen, die man kennenlernt. Vor allem in Granada gibt es unglaublich viele internationale Studierende, sodass jeder Tag überraschende Begegnungen bereithält. Das ist etwas, was ich im Nachhinein mit am meisten vermisse. Aber natürlich hat Granada als Stadt auch viel zu bieten: die Alhambra, Albaicín mit seinen engen Gassen und Miradores, der Paseo de los Tristes, die Kathedrale, ... Ich lege euch außerdem eine Flamenco-Show in Sacromonte ans Herz; mein Geheimtipp ist dafür die Venta El Gallo. Geht außerdem unbedingt mal in die Calle Elvira und kostet authentisches arabisches Essen und genießt Churros im Gran Café Bib-Rambla. Und natürlich: Kaffee und Croissant für 1,20 € bei Casita del Pan – die perfekte Zwischenmahlzeit an einem langen Unitag. Und ich habe ja bereits schon die Reisen erwähnt: Lernt nicht nur Granada, sondern die gesamte iberische Halbinsel kennen! Ein ganz besonderes Highlight war außerdem meine Reise nach Marokko, für die Andalusien ein sehr guter Ausgangspunkt ist.

Nach dem Studium im Ausland

Ich persönlich konnte mir alle Kurse aus Spanien anrechnen lassen und die Anerkennung gestaltete sich auch super einfach. Ich habe einfach das Transcript of Records, das ich sehr schnell von der UGR erhalten habe, an meine ERASMUS-Fachkoordinatorin weitergeleitet, nochmal zusammen mit der Liste an Modulen, die ich mir laut meinem Learning Agreement gerne in Leipzig anrechnen lassen wollte. Daraufhin hat sie mir einen Vorschlag gemacht, wie ich mir meine 10 Module und Noten aus Granada auf 6 Module in Leipzig anrechnen lassen könnte. Und nachdem ich diesem zugestimmt hatte, hatte ich auch schon meine unterschriebenen Anerkennungsergebnisse. Diese musste ich dann nur noch an unser Prüfungsamt weiterleiten und keinen Tag später standen die Noten auch schon in Almaweb.

Der Abschied von Granada fiel mir nach 10 tollen Monaten dort sehr schwer. Es ist verrückt, wie schnell eine Stadt, die am Anfang so fremd wirkt, so schnell zu einer Heimat werden kann. Zurück in Deutschland hatte ich dann aber so viel zu tun und habe so viele Leute wiedergetroffen, dass ich vor lauter Wiedersehensfreude gar keine Zeit hatte, traurig zu sein. Natürlich kommt aber, wenn wieder etwas Ruhe einkehrt, auch Nostalgie auf und man vermisst das Leben und den Alltag in Granada. Und natürlich auch die Freunde, die jetzt vielleicht sogar schon wieder auf einem anderen Kontinent leben! Aber genau solche Freundschaften sind es, die einem helfen: Denn diese Leute wissen, wie ihr euch fühlt. Sie haben das gleiche erlebt und ihr habt ganz viele gemeinsame Erinnerungen, die ihr miteinander teilen könnt. Also haltet an diesen Personen fest! Wenn ihr diese Freundschaften aufrechterhaltet, dann geht eure Zeit im Ausland auch nie ganz zu Ende.

Bei einem Auslandsaufenthalt verbessert man nicht nur seine Sprachkenntnisse, sondern man wächst auch als Person. Eine solche Erfahrung zwingt einen dazu, aus seiner Komfortzone herauszukommen und Teile von sich zu entdecken, die man vorher selbst gar nicht kannte. Man wird viel offener, nicht nur neuen Kulturen gegenüber, sondern auch für neue Erfahrungen und Begegnungen. Ein Auslandsaufenthalt schafft neue Blickwinkel – auf die Welt und auf sich selbst. Und natürlich sind es die bereits erwähnten Freundschaften, die man während der Zeit im Ausland schließt, die diese zu etwas ganz Besonderem machen.