Steckbrief

  • Länge des Aufenthalts

    28.02.2023 – 17.07.2023
  • Lehrsprache

    Englisch
  • Studienrichtung

    Geistes- und Sprachwissenschaften
  • Studiengang, Studienabschluss

    Germanistik M. A., Bachelor of Arts
  • Förderprogramm

    PROMOS
  • War Ihr Studium im Ausland freiwillig oder obligatorisch in Ihrem Studium vorgeschrieben?

    Freiwillig
  • Haben sich Ihre Erwartungen an das Studium im Ausland erfüllt?

    Mehr als erfüllt
  • E-Mail-Adresse

Vor dem Studium im Ausland

Durch ein Praktikum am Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa und das Projekt der Literaturwissenschaft zur Prager deutschen Literatur zwischen Prag und Leipzig habe ich meinen ganz persönlichen Studienschwerpunkt entdeckt: deutschsprachige Literatur jüdischer Autor*innen. Mein Projekt war es, so viel wie möglich darüber heraus zu finden, und mich auf die Suche nach einem konkreten Thema für die Masterarbeit zu begeben. Nebenbei konnte ich dann noch meine zwei offenen Module abschließen. Jerusalem war dafür die besten Wahl. Dort gibt es einen Masterstudiengang Germanistik, in welchem Kurse wie in Leipzig angeboten werden, einige sogar auf deutsch. Die Auswahl der Themen gleichen zum Teil auch denen in Leipzig. Mit dem Zusatz, dass es eine größere und thematisch detaillierte Auswahl an Seminaren zum Thema deutschsprachiger Literatur jüdischer Autor*innen gibt.

Zu den Vorbereitungen zählten die Organisation der akademischen Dokumente. Meinen Visumsantrag konnte ich per Post erledigen. Dann benötigt man noch eine Auslandskrankenversicherung, die habe ich über die Uni abgeschlossen. Das ist allerdings teuer und man kann das durch eine andere Versicherung umgehen. Einen Wohnheimplatz habe ich auch über die Hebrew University bekommen. Eine finanzielle Absicherung hatte ich dank des Stipendiums. Davon konnte ich die Reisekosten bezahlen sowie die Miete. Die Unterstützung meiner Eltern brauchte ich aber trotzdem für kleine Reisen, Events oder die Ernährung. Wenn man sich privat ein Zimmer sucht, könnte das günstiger sein. Und solltest du Hummus richtig gern mögen, vielleicht jeden Tag - dann ist das Ganze auch nicht mehr so teuer. :)

Ich hatte an der Universität Leipzig in den vorigen Jahren Englischkurse belegt. Da die Unterrichtssprache in Jerusalem für internationale Studierende vorrangig English ist, hatte ich eine gute Basis und damit eine große Auswahl an Kursen. Einige Kurse wurden sogar auf deutsch angeboten, was mit der Besonderheit einer germanistischen Fakultät einher ging. - Mit sehr guten Englischkenntnissen hat man dort also einen abwechslungsreichen und spannenden Studienalltag. Wenn man Hebräisch beherrscht, ist die Auswahl der Kurse noch größer und man kann noch viel intensiver mit Locals in den Kontakt treten.

Während des Studiums im Ausland

Mein Studium war wirklich gut organisiert. Das Vorlesungsverzeichnis war sehr früh verfügbar und aktuell. Ich hatte zwei Kurse an der Rothberg School belegt, die sich aus historischer Perspektive mit jüdischen Studien befassten. Diese waren super strukturiert, anspruchsvoll und es fand ein reger Austausch statt. Die Rothberg School ist extra für Internationals. Dort werden viele Kurse zur aktuellen politischen Lage, zur Geschichte des Judentums, auch Israels angeboten sowie Kurse zur Stadtplanung von Jerusalem oder Architektur. Im Besonderen die Kurse mit field trips haben einen starken Anklang gefunden. Da entdeckt man unter verschiedenen Perspektiven die Stadt Jerusalem und das Land noch einmal sehr genau. Besonders schön waren für mich die Literaturkurse, in denen wir Autoren wie Adorno, Kafka, Else Lasker-Schüler und viele weitere gelesen haben. Die Seminargruppen waren kleiner, oft mussten wir kurze Vorträge halten und diskutierten sehr viel über die gelesenen Texte.

Ich hab in einer 5er WG im Student*innendorf 20 Minuten entfernt von der Universität gewohnt. Der Vorteil daran ist, dass der Weg zur Uni sehr kurz ist und die meisten Freund*innen auch direkt dort wohnten. Ich würde es trotzdem nicht empfehlen. Die Wohnungen sind meistens nicht top ausgestattet und in keinem guten Zustand. Außerdem muss man wirklich viel Glück mit den Mitbewohnerinnen haben, viele Menschen dort sind sehr jung und haben noch keine WG Erfahrung gemacht. Dazu kommt, dass auch die Miete sehr hoch ist. Ich habe 850€ pro Monat gezahlt. Ich würde jedem empfehlen sich eine liebe WG zu suchen. Die Atmosphäre ist sicherlich besser. Allerdings ist der Fahrtweg zur Uni dann etwas anstrengend, aber solang man ein paar gute Freund*innen hat, die nah bei der Uni wohnen, lässt sich das alles gut einrichten. Der ÖPNV durch die Stadt ist mitunter etwas anstrengend und mit dem Bus kann man eigentlich meistens mindestens eine halbe Stunde an Fahrtzeit hinzurechnen an manchen Tagen. Es ist also keine schlecht Idee in der Nähe einer Tramstation zu wohnen.

Israel gehört zu den teuersten Ländern. Im Monat sollte man so mit 1300€ rechnen. Damit hat man dort dann ein entspanntes Leben, kann mal in eine Bar gehen und Ausflüge machen. Der ÖPNV ist übrigens sehr günstig, mit einer RavKav kann man ab 3€ fast überall mit dem Bus oder der Bahn hinfahren. Nach Tel Aviv bezahlt man 6€. Der größte Anteil des monatlichen Betrags war die Miete mit 850€. Wenn man dann auf den Märkten einkauft, sich in die Uni selbst Essen mitnimmt und optimalerweise in der WG gemeinsam kocht und isst, passt das mit dem Geld sehr gut. Ich musste mir dort noch eine Bettdecke kaufen und Handtücher. Glücklicherweise war in meiner WG schon einiges an Küchenutensilien vorhanden, sodass die Ausgaben am Anfang des Aufenthalts nicht so hoch waren, wie ich dachte.

Jerusalem ist in Israel ein unglaublich vielfältiger Ort. Die aktuelle Lage spürt man dort fast täglich und am Anfang kann man von der Menschenmenge schon ziemlich überfordert sein. Besonders schön ist es, dass es so viel zu entdecken gibt. Man kennt sich irgendwann richtig gut in der Altstadt aus, entdeckt wunderbare Fahrradwege zum Beispiel an der alten TrainStation, die super süß ist. Yad Vashem ist eines der besten Museen, danach kann man direkt einen Spaziergang im sehr grünen, entspannten und schönen En Kerem machen. Wunderschön sind auch die verstecken Springs (En Lavan) und wenn du es magst zu tanzen, dann kann ich Fusion Blues von JerusBlues empfehlen. Die Menschen in dem Verein sind herzlich und man findet schnell Anschluss. Dort hatte ich viel Spaß und ganz viel Kontakt mit den unterschiedlichsten Menschen aus Jerusalem.

Nach dem Studium im Ausland

Ich konnte mir die Leistungen im Ausland für mein Studium (zwei Module je 10 ETCS) aufgrund der thematischen Überschneidungen anrechnen lassen. Außerdem bin ich mit einer Idee und Vorwissen für meine Masterarbeit wieder gekommen. Die Erasmuskoordinatorinnen der Germanistik Frau Dr. Stephanie Bremerich und Frau Dr. Stefania Siddu haben mich stets ermutigend beraten und mich bei allen Fragen unterstützt.

Meine Rückkehr war für mich ganz emotional. Der entdeckungsreiche Alltag in Israel, die lebendigen Diskussionen im Seminar und untereinander und die Freund*innen fehlen so plötzlich. Ich kann empfehlen, nach der Ankunft ganz viel mit Freund*innen zu machen, im Seminar einfach selbst ganz viel zu diskutieren, die neuen Fragen miteinzubringen und Leipzig noch einmal neu zu entdecken. :)

Ein Aufenthalt im Ausland ist intensiv, anstrengend in der Vorbereitung, aber wunderschön vor Ort. Ich bin mit so vielen Fragen, Ideen und schönen Erinnerungen zurück gekommen. Und dafür bin ich dankbar!