Steckbrief

  • Länge des Aufenthalts

    04.01.2024 – 31.05.2024
  • Lehrsprache

    Englisch
  • Studienrichtung

    Natur- und Geowissenschaften
  • Studiengang, Studienabschluss

    Biochemie M. Sc., Master of Science
  • Förderprogramm

    Erasmus+ , Selbst finanziert
  • War Ihr Studium im Ausland freiwillig oder obligatorisch in Ihrem Studium vorgeschrieben?

    Freiwillig
  • Haben sich Ihre Erwartungen an das Studium im Ausland erfüllt?

    Mehr als erfüllt

Vor dem Studium im Ausland

Ich finde es eine großartige Möglichkeit, ein halbes Jahr in einem fremden Land zu wohnen und das Leben, die Kultur und die Menschen kennenzulernen. Außerdem finde ich es bereichernd mit anderen Internationalen ins Gespräch zu kommen, Freunde aus anderen Ländern zu finden und gemeinsam ein Land zu erkunden. Skandinavien hat mich schon immer interessiert und so bin ich auf Finnland gekommen. Besonders hat mein Interesse die Polarlichter und der finnische Winter geweckt, weil ich mir nur schwer vorstellen konnte, unter diesen Bedingungen zu leben. Außerdem wollte ich erfahren, warum in Finnland die glücklichsten Menschen wohnen und warum das Bildungssystem so gut ist. Zudem wollte ich Erfahrungen in einem internationalen Labor sammeln und mein Fach-Englisch in einer internationalen Arbeitsgruppe verbessern. Ich war interessiert, wie sich das finnische Arbeitsleben vom deutschen unterscheidet.

Ich habe eine Erasmus Informationsveranstaltung vom Institut für Biochemie im November besucht. Bewerbungsschluss für das Auslandssemester war dann Mitte Januar für das gesamte akademische Jahr. Die Bewerbung war relativ einfach mit Lebenslauf und Motivationsschreiben. Bei der Planung stand die Stabstelle für Internationales schnell mit hilfreichen Antworten und flexiblen Beratungsgesprächen zur Verfügung. Auch der Biochemie Erasmus Koordinator Prof. Pompe war sehr hilfsbereit. Die größte Schwierigkeit war, dass sich die Semesterzeiten von Finnland und Deutschland unterscheiden. Wenn man einen Aufenthalt im Wintersemester plant, gibt es keine Schwierigkeiten. Wenn man jedoch einen Aufenthalt im Sommersemester plant, muss man Bedenken, dass das finnische Semester bereits Anfang Januar beginnt. Ich konnte eine individuelle Lösung finden und meine Klausuren in Deutschland bereits vor Weihnachten schreiben, um dann pünktlich zu Semesterbeginn in Finnland zu sein, das kann ich sehr empfehlen. Ich habe mein Laborpraktikum vor Ort gemacht und schnell eine passende Arbeitsgruppe gefunden. Außerdem habe ich das nicht-biochemische Wahlpflicht-Modul belegt und war in der Wahl meiner Kurse sehr frei, sodass ich hauptsächlich Kurse zu Finnland belegt habe.

Die Finnen sprechen alle super Englisch, sodass ich nie Probleme hatte. Auch an der Uni sind viele Kurse auf Englisch und alle in meinem Labor haben fließend Englisch gesprochen. Trotzdem habe ich versucht ein paar Grundkenntnisse (wie hallo, tschüss, danke, usw.) in einem Survival Finish Kurs an der Uni Oulu zu lernen. Ich finde es respektvoll, wenn man versucht ein paar Ausdrücke der Sprache des Landes zu lernen, in dem man für ein halbes Jahr wohnt. Zudem hat mir der Kurs viel Spaß gemacht hat (sehr abhängig von der Lehrperson), auch wenn Finnisch eine sehr schwierige Sprache ist. Gleichzeitig habe ich neben der Sprache auch einiges über das Land und die Stadt Oulu gelernt.

Während des Studiums im Ausland

Am Anfang des Semesters gab es viele Infoveranstaltungen zum Ankommen in Oulu und zur Uni. Besonders hilfreich war es, dass jede Fakultät eine Tutorengruppe mit internationalen Studierenden hatte, die von zwei finnischen Tutor:innen „Kummi“ geleitet wurde. Mir wurde dadurch das Ankommen sehr erleichtert, ich konnte sehr viele Fragen klären und wir haben auch viele Ausflüge gemeinsam gemacht. Ich war sehr begeistert von deren Gastfreundschaft. Für mein Laborpraktikum habe ich ein eigenes Projekt bekommen und konnte sehr eigenständig arbeiten. Ich habe viele neue Methoden gelernt, gleichzeitig war das Praktikum sehr zeitintensiv. Mein Supervisor war sehr hilfsbereit und ich wurde super betreut. Meine Arbeitsgruppe bestand zur Hälfte aus Finn:innen und zur Hälfte aus Internationalen aus der ganzen Welt und ich habe mich sehr willkommen gefühlt. Meine Kurse hingegen waren einfach, aber erkenntnisreich. Ich war froh, dass ich durch die Kurse einiges über Finnland gelernt habe und so auch andere Erasmus-Studierende und finnische Studierende kennengelernt habe. Zu Bedenken ist, dass die Fakultät für Biochemie nicht auf dem Hauptcampus ist und man deshalb Zeit zum Rüberfahren einplanen sollte.

Ich habe in einem internationalen Studierenden-Wohnheim von PSOAS gewohnt. Es ist sehr einfach an ein Zimmer zu kommen. Es gibt einen Tag „Home Run“, an dem alle Zimmer der Wohnheime freigeschaltet werden. Diesen sollte man nicht verpassen. Ich habe in einer 4er WG gewohnt, die relativ rustikal, aber mit allem Notwendigen eingerichtet war. Das Highlight war definitiv die Sauna im Wohnheim, die wir viel genutzt haben. Außerdem gibt es mehrere Shelter mit Fahrrädern, die man sich ausleihen kann. Die Lage des Wohnheims war in der Nähe des Hauptcampus, sodass ich den Bus oder das Fahrrad zum Biochemie Campus nehmen musste, die Busanbindung ist sehr gut. Größter Vorteil der Lage war die Nähe zu zwei Seen. Im Winter konnten wir auf den zugefrorenen Seen spazieren gehen und Polarlichter sehen. Im Sommer haben wir Beachvolleyball am Strand gespielt und waren Schwimmen.

Das Wohnheim hat monatlich 350 € gekostet. Die Lebensmittelpreise sind ähnlich teilweise teuer zu deutschen Preisen, besonders Alkohol ist deutlich teurer. Ich habe sehr viel in der Mensa gegessen, wo ein Mittagessen inkl. Salat und Getränk 2.95 € Euro gekostet hat. Ansonsten ist es sehr abhängig welche Unternehmungen man macht und wie viel man reist.

Mich hat es sehr fasziniert, wie schnell man mit anderen internationalen Studierenden in Kontakt kommt und schnell Freunde findet. Die Erasmus Community in Oulu war sehr gut und ich glaube ohne die großartigen Menschen wäre mein Aufenthalt nur halb so schön gewesen. Wir haben sehr viel unternommen in Oulu und auch in der Umgebung. Ich fand die Nähe zu Lappland besonders im Winter hervorragend und Winterwandern mit Lagerfeuer hat mich begeistert. Außerdem kann man viele Wintersportarten ausprobieren und es gibt für Langlaufski viele präparierte Loipen in Oulu. Equipment kann man sich kostenlos ausleihen. Im Winter kann man von Sauna nicht genug bekommen und Eisbaden ist auch eine empfehlenswerte Erfahrung. Auf den Winter sollte man sich gut vorbereiten und bei -30°C benötigt man gute Winterkleidung. Auf den finnischen Sommer muss man ein wenig warten, aber dann ist plötzlich alles grün und sonnig. In Oulu kann man am Strand sein, Baden gehen, Beachvolleyball spielen, Fahrradtouren machen, Wandern gehen und die endlosen Nächte mit Tageslicht genießen. An der Uni gibt es das Netzwerk ESN (erasmus student network) für Austauschstudierende. Ich persönlich fand, dass diese wenig Veranstaltungen geplant haben. Empfehlenswert sind die Reisen mit timetravels, die beispielsweise nach Lappland, Lofoten oder die baltischen Staaten gehen. An der Uni sind die Gilden der unterschiedlichen Fachrichtungen sehr populär. Es gibt viele Veranstaltungen der einzelnen Gilden und als Mitglied kann man auch Finn:innen der eigenen Fakultät kennenlernen. Die Studierenden haben alle Overalls in der Farbe der Gilde und sammeln bei jeder Veranstaltung Patches, die sie dann auf die Overalls nähen. Besonders im April bis zum 1. Mai „Vappu“ gibt es täglich Veranstaltungen.

Nach dem Studium im Ausland

Das Laborpraktikum und das nicht-biochemische Wahlpflicht-Modul sind angedacht auch im Ausland zu machen. Ich habe die Anrechnung meiner Module und des Praktikums bereits vor dem Semester besprochen, sodass die Anrechnung sehr einfach war. Außerdem ist der Erasmus Koordinator sehr unterstützend in der Anrechnung.

Ich bin bisher noch nicht zurück in Deutschland, deshalb kann ich dazu noch nichts sagen.

Als Entdecker:in ist man frei, neugierig und offen. Als Entdecker:in lernt man neue Menschen, Länder und Aktivitäten kennen. Als Entdecker:in ist man im Austausch, lernt neue Sichtweisen kennen und wird überrascht. Als Entdecker:in lernt man neue Seiten an sich kennen, wächst über sich hinaus, und übt sich selbst zu hinterfragen.