Steckbrief

  • Länge des Aufenthalts

    13.09.2021 – 16.01.2022
  • Lehrsprache

    Englisch
  • Studienrichtung

    Lehramt und Erziehungswissenschaften
  • Studiengang, Studienabschluss

    Lehramt, Staatsexamen
  • Förderprogramm

    Erasmus+ , Auslands-BAföG
  • War Ihr Studium im Ausland freiwillig oder obligatorisch in Ihrem Studium vorgeschrieben?

    Freiwillig
  • Haben sich Ihre Erwartungen an das Studium im Ausland erfüllt?

    Mehr als erfüllt
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  • veröffentlicht am

Vor dem Studium im Ausland

Die Entscheidung für ein Auslandssemester kam in meinem Fall recht spontan. Mein Freund musste im Rahmen seines Anglistik-Studiums ohnehin ein Auslandsemester machen, und mir persönlich ist nach mehr als einem Jahr Online-Uni ganz einfach die Decke auf den Kopf gefallen. Im Nachhinein betrachtet ist so für mich auf jeden Fall etwas Positives aus der Pandemie entsprungen. Nachdem wir uns für Irland entschieden haben, hatten wir die Wahl zwischen Dublin und Cork. Das University College Cork war durch seine angebotenen Module für uns beide die präferierte Option.

Die Vorbereitungen haben bei mir direkt mit der Zusage begonnen und ich habe einen kompletten Finanzplan für das Auslandssemester aufgestellt, um genau zu wissen, mit was ich planen kann.

Das Thema Unterkunft hat uns mit Sicherheit die meisten Schwierigkeiten beschert. Da wir mit Hund gereist sind, war es nicht allzu leicht, etwas zu finden. Wir haben das ganze letzten Endes durch eine von vielen Facebook-Gruppen organisiert. Im Nachhinein betrachtet möchte ich jedem davon dringend abraten. Auf der sichersten Seite ist man wohl, wenn man sich für eines der Studentenwohnheime in Cork entscheidet. Diese haben jedoch einen stolzen Preis. Sollte man sich ein solches Zimmer nicht leisten können, empfehle ich, so früh wie möglich mit der Unterkunftssuche zu beginnen. Kommt einem etwas jedoch nur im Ansatz komisch vor, so sollte man die Finger davonlassen. Würde ich mich noch mal ins Ausland begeben, so würde ich mich wohl im Voraus mit ehemaligen internationalen Student*innen meines Ziellandes in Verbindung setzen und mich genaustens über alles informieren, worauf es zu achten gilt. Mit etwas Glück können diese einem auch direkt ein paar Kontakte weiterleiten.

Nein, ich habe im Voraus keinen Sprachkurs besucht.

Für mich war das auch völlig in Ordnung so, da ich mich im Englischen sehr sicher fühle. In Cork wurde an der Uni logischerweise Englisch gesprochen, da ich aber ein paar Module zu deutscher Literatur belegt habe, hatte ich auch Seminare, in denen gelegentlich deutsch gesprochen wurde.

Die sprachliche Vorbereitung auf das Auslandssemester würde ich vollständig davon abhängig machen, wie sicher ich mich in der Sprache meines Ziellandes fühle. Wenn Zweifel bestehen, tut etwas extra Vorbereitung sicherlich gut und lässt einen beruhigter in sein Abenteuer starten.

Während des Studiums im Ausland

Das University College Cork ist definitiv eine gute Wahl für einen Auslandsaufenthalt. Das Studienangebot ist groß und es haben sich viele Module finden lassen, die ich mir auf mein Lehramtsstudium in Leipzig anrechnen lassen konnte. Die Dozierenden waren unheimlich kompetent und legten zum Teil solch eine Leidenschaft für ihre Inhalte an den Tag, dass es einen auch abends um 17:30 Uhr noch mal mitreißen konnte.

Auch das Erasmus+-Team des University College Cork war sehr hilfsbereit. Antworten auf Anfragen kamen sehr schnell und man hat sich an keiner Stelle allein gelassen gefühlt. Was ich aber an dieser Universität als besonders wertvoll empfunden habe, waren die unzähligen Societies und Clubs, denen man kostenfrei beiwohnen kann. Von Sportclubs, Wandergruppen und Schachtreffen, bis hin zu Harry Potter-Gemeinschaften oder feministischen Gruppen ist wirklich alles vertreten. Dies schafft eine ausgezeichnete Grundlage, um neue Menschen mit den gleichen Interessen kennen zu lernen. Speziell für internationale Student*innen gibt es die UCC International Students Society. Diese organisiert Ausflüge, Treffen und Wochenendtrips, welche einem dabei helfen, sich mit anderen Student*innen aus aller Welt zu vernetzen. Dadurch, dass alle im gleichen Boot sitzen, bilden sich in diesen Kreisen sehr schnell neue Freundesgruppen.

Wir haben während unserer Zeit in Cork bei einer älteren Dame gewohnt, die in ihrem Haus ein Zimmer vermietet hat. Gängig sind in Cork aber vor allem Studentenwohnheime und WGs. Der Vorteil der Wohnheime ist die zentrale Lage und dass man gut Kontakte knüpfen kann. Der Nachteil ist ganz klar der Preis. Auch mit WGs kann man Glück haben und sich zentral einquartieren, natürlich kann es aber auch passieren, dass man etwas außerhalb landet. Das muss aber nicht notwendigerweise schlimm sein.

Ich habe das Auslandssemester durch Auslands-BAföG und die Erasmus+-Förderung finanziert, sowie Geld, welches ich im Voraus beiseitegelegt hatte. Irland ist auf jeden Fall kein preiswertes Land.

Im Monat habe ich 400€ Miete bezahlt. Ich denke, dass ich damit sehr Glück hatte und dass dies das Minimum ist, welches man im Voraus für die Unterkunft einplanen sollte.

Zusätzlich für Lebensmittel, abends ausgehen, Ausflüge, Wäsche waschen (wir hatten leider keine richtige Möglichkeit, dies im Haus zu tun), hier und da ein Snack oder ein Kaffee zwischendurch, kommen sicher nochmal an die 500€ dazu. Das variiert aber natürlich ganz stark. In einem Monat ist man super viel mit Freund*innen unterwegs, geht abends feiern, macht am Wochenende Ausflüge, und und und, im nächsten Monat sitzt man nur zu Hause und versucht, seine Abgaben pünktlich fertig zu bekommen.

Hat man einmal die erste Woche Uni überstanden und den großen Haufen Organisation, den so ein Auslandssemester nun mal erfordert, abgearbeitet, beginnt das eigentliche Abenteuer.

Das aller Erste, was mir in Erinnerung geblieben ist, war die Freundlichkeit. Wir haben zu Beginn einige Probleme aufgrund unserer Unterkunft gehabt. Ohne die Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit von Menschen, die zu diesem Zeitpunkt quasi noch Fremde für uns waren, hätte unser Auslandssemester durchaus auch ein schnelles Ende finden können.

Wenn ich an meinen ersten Eindruck von Cork zurückdenke, muss ich ein wenig schmunzeln. Der war nämlich: grau und trist. Ich kann durchaus nachvollziehen, wo dieser Gedanke herkam. Mittlerweile ist Cork für mich jedoch eine der schönsten Städte und vielleicht auch ein zweites Zuhause geworden. Das liegt wohl vor allem an der Atmosphäre und den Menschen. Praktisch ist auch, dass man sehr viel erlaufen kann, wenn man nicht zu weit vom Stadtzentrum entfernt wohnt. Das ist vor allem deshalb von Nutzen, weil die öffentlichen Verkehrsmittel hier gerne mal auf sich warten lassen.

Abgesehen von Cork habe ich im Laufe der Monate auch Galway und Kerry besucht und kann jedem nur empfehlen, die angebotenen Trips der International Students Society wahrzunehmen. Für einen fairen Preis wird nämlich von Transport bis hin zu Unterkunft und Sightseeing alles organisiert und man muss sich selber um gar nichts kümmern. Das nimmt den Druck raus und lässt viel mehr Raum, um zu genießen.

Mein Auslandssemester in Irland zu verbringen, war definitiv eine der besten Entscheidungen, die ich im letzten Jahr getroffen habe. Das Land hat unheimlich viel zu bieten. Man wird verzaubert von den atemberaubenden Landschaften, trifft mit Sicherheit interessante Menschen, verbessert sein Englisch und das Nachtleben hat bei all den Straßenmusiker*innen ebenfalls seine ganz eigene Magie. Ich bin durch diese Erfahrung an vielen Stellen über mich hinausgewachsen, habe Freund*innen gefunden, welche während der Zeit in Cork meine Familie waren, und habe gelernt, dass, egal wie oft ich am Tag aufesse, es am nächsten Tag vermutlich trotzdem regnen wird.

Nach dem Studium im Ausland

Da ich durch das Lehramt nicht nur in einem Studiengang untergebracht bin, sondern mich in Bildungswissenschaften, Germanistik und Philosophie aufhalte, ist der Prozess vielleicht etwas umständlicher. Die Erasmus+-Koordinatorin der Fakultät für Germanistik konnte mir aber stets genau sagen, an wen ich mich mit welcher Anrechnungsfrage wenden muss, wenn sie diese nicht selber beantworten konnte. Ich habe mir eine Leistung in Germanistik und zwei in den Bildungswissenschaften anrechnen lassen. Wenn man einmal die richtige Ansprechperson ausfindig gemacht hat, würde ich den Prozess als recht komplikationsfrei beschreiben.

Am meisten vermisse ich wohl die Challenge, meine Gedanken in Englisch zu formulieren, die Menschen, die ich in Cork kennengelernt habe und dieses völlig andere Leben, welches ich für einige Monate geführt habe.

 

Je nachdem wie man das Auslandssemester empfunden hat, muss wohl jeder für sich herausfinden, wie er den Übergang zurück in das alte Leben am besten gestaltet, vor allem im Hinblick auf die neue Version von sich selbst, die man nach dieser Erfahrung ist. Ich weiß für mich, dass ich weiterhin neue und inspirierende Menschen kennenlernen möchte, weshalb ich mich einer Gruppe in Leipzig anschließen werde, die ebenfalls Veranstaltungen und Ausflüge für internationale Student*innen organisiert. So kann ich einen Teil der Erfahrung mit nach Hause nehmen und dazu beitragen, dass andere Menschen ebenfalls ein besonderes Auslandssemester erleben.

Weil man dadurch immer wieder mit neuen Perspektiven konfrontiert wird und stetig sein eigenes Weltbild und Denken hinterfragt und neu gestaltet. Ich glaube, dass dies die Grundlage für persönliches Wachstum ist.