Unterschiedliche Formen von Texten als Objekten standen seit jeher im Mittelpunkt des jüdischen Lebens. Der Cluster Text thematisiert das materielle Leben der Texte in den jüdischen europäischen Kulturen des 19. und 20. Jahrhunderts.
Untersucht werden ferner die vielfältigen Reflexionen über die Materialität in jüdischen literarischen und philosophischen Texten dieser Zeit. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt ist die Erkundung von Verknüpfungen zwischen der materiellen Dimension, dem Wort und der Idee. Damit eröffnet der Cluster Text Möglichkeiten der Erprobung neuer theoretischer und methodischer Ansätze für die Literatur-, Geistes- und Sozialgeschichte, die Kulturwissenschaften und die Philosophie.
Der Cluster Text widmet sich insbesondere den Praktiken der Produktion, Sammlung und Übersetzung jüdischer Texte. Schwerpunkte der clusterspezifischen Forschung liegen in Studien zur jüdischen Schriftkultur, zur Kultur des jüdischen Verlagswesens und zur Verbreitung jüdischer Bücher im Europa des 19. und 20. Jahrhunderts. Erforscht werden die vielfältigen Varianten, in denen die materielle Beschaffenheit von Texten deren Inhalt beeinflusst. Aspekte der Typografie und der intermedialen Beziehung zwischen Text und Bild, die sich wandelnden Formen und Materialien der beschriebenen Seite und ihrer Illustrationen in unterschiedlichen jüdischen Kontexten gehören zu den Untersuchungsgegenständen.
In Studien zu Theorien und Praktiken jüdischer Sammlungskultur wird untersucht, wie Sammlungen durch Kontextualisierung, Hierarchisierung und Ordnung die Bedeutungshorizonte schriftlicher Texte beeinflussen. Die Forschungsprojekte dieses Bereichs widmen sich Prozessen der Kanonisierung, der Organisation und der Neuorganisation von Wissen innerhalb jüdischer Institutionen sowie den problematischen Wegen von Sammlungen im und nach dem Holocaust und den daraus resultierenden Möglichkeiten des Erinnerns und Vergessens.
Erforscht wird schließlich die Rolle der Übersetzung bei der Migration und Zirkulation jüdischer Texte über kulturelle und politische Grenzen hinweg. Dabei geht es vor allem um Phänomene der Mehrsprachigkeit (z.B. zwischen Hebräisch, Jiddisch und anderen europäischen Sprachen), den Austausch von Texten durch Übersetzung zwischen jüdischen und nichtjüdischen Sprachkulturen und die damit verbundene Veränderung der Nutzung durch De- und Rekontextualisierung.