Gegen Geschichtsbereinigung. Von der Notwendigkeit, mit Geschichte zu leben ist der Titel der Gedenkandacht in diesem Jahr. Seinerzeit hatte die SED-Führung mit Blick auf die Sprengung der Universitätskirche St. Pauli euphemistisch von einer „Bereinigung“ des Augustusplatzes gesprochen – und damit einen ungewollt passenden Ausdruck für ihr Handeln gefunden: Tatsächlich ging es ja darum, Gesicht und Geschichte der Stadt mit Gewalt von allen Einflüssen zu reinigen, die der herrschenden Ideologie nicht entsprachen; für eine Kirche konnte es in der geplanten „Neuordnung“ keinen Platz geben. Ein Blick auf aktuelle Versuche, Erinnerung zu marginalisieren oder zu tabuisieren – von der „Vogelschiss“-Äußerung Alexander Gaulands bis zum Verbot von Memorial in Russland – weist auf den engen Zusammenhang zwischen totalitären Bestrebungen und Geschichtsbereinigungen hin.
Prof. Dr. Frank M. Lütze wird als Universitätsprediger die Andacht gemeinsam mit der Rektorin der Universität, Prof. Dr. Eva Inés Obergfell, gestalten. Musikalisch wird der Gottesdienst begleitet vom Thomanerchor unter Leitung von Thomaskantor Andreas Reize und dem Universitätsorganisten Daniel Beilschmidt.