Das GWZO
Das Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO) hat die Region zwischen Ostsee, Schwarzem Meer und Adria im Forschungsfokus. Von der Spätantike bis heute untersuchen wir Eigenheiten, Wandlungen und Wechselbeziehungen in einer immer globaleren Welt. Grundlegendes Tiefenwissen zum östlichen Europa entsteht, wenn Expert*innen aus unterschiedlichen geisteswissenschaftlichen Disziplinen und Wissenschaftskulturen zusammenkommen. Wir informieren die Fachwelt und die Öffentlichkeit über die Forschungsergebnisse mit Fach- und Sachbüchern, Ausstellungen, Veranstaltungen und digitalen Wissensressourcen. So machen wir vergangene und aktuelle Entwicklungen im östlichen Europa verständlicher.
Aktuelles
Leipziger Erklärung
»Wissenschaftsstandort Leipzig gegen Demokratiefeindlichkeit und Rechtsextremismus: Für akademische Freiheit, Menschenrechte und Demokratie«
Die Wissenschaftseinrichtungen der Region Leipzig, darunter auch das Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO), beziehen entschieden Position gegen Angriffe auf unsere Demokratie. Die Achtung der Würde aller Menschen, die freiheitlich-demokratische Grundordnung, Pluralität, Toleranz, internationaler Austausch und Vielfalt sind Voraussetzungen für unser Zusammenleben auf dem Campus, für erfolgreiche Forschung und beste Studienbedingungen.
Dissertation erfolgreich verteidigt
Wir gratulieren: Unser ehemaliger GWZO-Kollege Gáspár Salamon hat am 31. Januar 2025 seine Doktorarbeit mit dem Titel »Stilarchitektur? Transfer kunsthistorischen Wissens in der ungarischen Architekturlehre (1864-1914)« am Institut für Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin erfolgreich verteidigt (Gesamtnote: summa cum laude). Die Arbeit wurde von Prof. Dr. Kai Kappel (Professur für Geschichte der Architektur und des Städtebaus) betreut. Gáspár Salamon war von 2019 bis 2023 am GWZO im Rahmen des in der GWZO-Abteilung »Kultur und Imagination« angesiedelten DFG-Projekts »Museale Architekturdörfer 1880-1930. Kontaktzonen des Eigenen im transnationalen Austausch« (Projektleitung: Prof. Dr. Cornelia Jöchner und Prof. Dr. Arnold Bartetzky) als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig.

Dissertationsprojekt erfolgreich verteidigt
Wir gratulieren: Unsere GWZO-Kollegin Natalia Khamaiko verteidigte am 04. Dezember 2024 am Institut für Archäologie der Universität Rzeszów/Polen erfolgreich ihre Dissertation (Titel: »Deconstructing the Worldview and Pagan Beliefs of Early Rus’ in Archaeology: Methods, Traditions, Critical Approaches«). Die Arbeit wurde von unserem GWZO-Kollegen Prof. Dr. Marcin Wołoszyn (Abteilung »Mensch und Umwelt«) betreut. Gutachter waren Dr. hab. Andrzej Janowski (Institut für Archäologie und Ethnologie, Polnische Akademie der Wissenschaften, Stettin), Dr. hab. Tomasz Nowakiewicz (Universität Warschau), sowie PD Dr. Jens Schneeweiß (Zentrum für Baltische und Skandinavische Archäologie ZBSA, Schleswig).
Natalia Khamaiko kam infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine 2022 als Gastwissenschaftlerin in Stipendienprogrammen der Deutschen Bundestiftung Umwelt (DBU) sowie der Volkswagen Stiftung für geflüchtete Wissenschaftler ans GWZO. Seit 2023 ist sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung »Mensch und Umwelt« an unserem Institut beschäftigt.

Internationale Kooperationen des GWZO mit führenden Universitäten Kasachstans
Im Rahmen des Forschungsprojekts »Melting Mountains. Environment, Society and the Vertical Climate Frontier in the Greater Altai (1950-2020)« hat das Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO) neue Partnerschaften mit zwei renommierten Universitäten Kasachstans geschlossen: der Ostkasachischen Staatlichen Universität S. Amanzholov (Öskemen; Irina Vladimirovna Rovnjakova) und der Deutsch-Kasachischen Universität (Almaty; Prof. Dr. Wolrad Rommel).
Die Kooperationsvereinbarungen wurden während einer Dienstreise von Dr. des Andrei Vinogradov, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am GWZO, unterzeichnet. Sie zielen darauf ab, die internationale Forschung im Altai-Gebirge zu intensivieren und die wissenschaftlichen Netzwerke des GWZO weiter auszubauen. Zu den geplanten Aktivitäten der kommenden Jahre gehören gemeinsame Feldforschungen im Altai-Gebirge sowie die Organisation einer internationalen Sommerschule. Weitere Informationen zum Forschungsprojekt siehe hier (Link). Das Forschungsprojekt wurde durch Prof. Julia Herzberg eingeworben und seit 2024 im Rahmen des Leibniz-Professorinnenprogramms durch die Leibniz-Gemeinschaft gefördert.

Online-Ausstellung »Destroyed Ukrainian Heritage«
Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine erleidet auch das kulturelle Erbe der Ukraine immense Verluste. Der Kyjiwer Architekturhistoriker Dr. Semen Shyrochyn hat in Zusammenarbeit mit dem GWZO die englischsprachige Online-Ausstellung »Destroyed Ukrainian Heritage. Ukraine's Built Heritage since February 24, 2022. A Record of Destruction« kuratiert. Sie zeigt anhand von 40 ausgewählten Beispielen aus dem gesamten Territorium der Ukraine das Ausmaß und die Bandbreite der systematischen Zerstörung des ukrainischen Bauerbes. Ein Podcastbeitrag mit weiteren detaillierten Informationen findet sich hier.

Neu erschienen: »Staging the Pagan Past«. Sammelband zu ethnizistischen Geschichtskonzepten und Popkultur in Mitteleuropa
Die geschichts- und kulturwissenschaftliche Forschung des GWZO hat vor dem Hintergrund stärker werdender rechtsradikaler Bewegungen eine hohe gesellschaftliche Relevanz. Der neueste Sammelband unserer Institutsreihe »Visuelle Geschichtskultur« untersucht die Faszination für das heidnische Zeitalter in populären Geschichtsaneignungen. Die von unserer GWZO-Kollegin Dr. des. Karin Reichenbach (Abteilung Kultur und Imagination) und Ralf Hoppadietz M.A. herausgegebenen Beiträge beleuchten, wie historisches Reenactment, Neuheidentum oder Metalmusik politische Ideologien transportieren (können). Denn populäre Vorstellungen über vorchristliche Gesellschaften sind häufig von ethnozentrischem Denken und idealisierten Vorstellungen von Ursprünglichkeit und martialischem Heldentum geprägt. Die Publikation steht kostenfrei im Open Access zur Verfügung.

Ausstellung »Bellum & Artes«
400 Jahre nach dem Dreißigjährigen Krieg haben sich zwölf Museen und Forschungsinstitutionen aus Deutschland, Tschechien, Schweden, Polen, Italien, Spanien und Belgien zusammengefunden, um gemeinsam in transnationaler Perspektive die Auswirkungen des Krieges auf die Künste zu beleuchten. Geleitet wird das Projekt vom GWZO (Dr. Susanne Jaeger, GWZO-Abteilung »Kultur und Imagination«) und den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD). Jede der Partnerinstitutionen repräsentiert eine andere ehemals vom Dreißigjährigen Krieg betroffene Region. Sie alle eint die Absicht, durch intensive Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Forschung und Museumsarbeit das Bewusstsein für das gemeinsame kulturelle Erbe Europas zu stärken. Die aktuelle Ausstellung »The Battle for Europe War and Art during the Thirty Years‘ War« der Königlichen Rüstkammer Stockholm läuft bis zum 31. August 2025 und zeigt die Dynamik von Krieg und Kunst und den Kampf um Vormacht und Religion im damaligen Europa anhand von originalen Waffen, Textilien und kostbaren Beutestücken.

ERC SynG »EUROpest«: GWZO an internationalem Konsortium beteiligt
Das Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO) ist Teil eines neuen Forschungsprojektes, das ab Mitte 2025 durch die Europäische Kommission und den Europäischen Forschungsrat gefördert wird: Am European Research Council (ERC) Synergy Grant »EUROpest«. Unter dem Titel »A Novel Understanding of Pandemic Disease in Preindustrial Europe (1300-1800): Combining History, Machine Learning and Natural Sciences« startet das Vorhaben Mitte des kommenden Jahres. Es bringt zehn führende Forschungsinstitutionen aus Europa und den USA zusammen – darunter neben dem GWZO das Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie, die JLU Gießen oder die Georgetown University Washington. »EUROpest« widmet sich der Frage, warum ein und derselbe Virus, dieselbe Bakterie oder der gleiche Krankheitserreger, je nach sozialem und historischem Kontext, völlig unterschiedliche biologische und gesellschaftliche Folgen haben kann. In interdisziplinärer Zusammenarbeit werden Genetiker*innen, Klimatolog*innen, Archäolog*innen, Historiker*innen oder Ökolog*innen über 50 historische Epidemien in Europa untersuchen – von der Pest im Mittelalter bis zur Einführung des Pockenimpfstoffs zu Beginn der Industrialisierung. Koordiniert wird das Konsortium von der Universität Warschau unter Federführung von Prof. Dr. Adam Izdebski. Weitere Informationen in Kürze.
GWZO Teil des Konsortiums NFDI4Memory
Durch eine erfolgreiche Einwerbung wird das GWZO Teil des Konsortiums »NFDI4Memory«. »NFDI4Memory« gehört zu der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) und zielt darauf ab, eine langfristige und nachhaltige Forschungsdateninfrastruktur für das digitale Zeitalter aufzubauen. Voraussetzung für die Aufnahme ist ein wesentlicher Beitrag zu den Task Areas des Konsortiums. Diesen Beitrag wird das GWZO mit dem Projekt »Virtuelle Ambiguitäten modellieren. Anwendungsmöglichkeiten aus dem östlichen Europa (VAMOD)« leisten. Gemeinsam mit dem Ersteller Dr. Sven Jaros wird prototypisch ein Datenkorpus in die Fachdatenbank FactGrid überführt. Das Korpus umfasst ca. 800 Urkunden mit ca. 1.600 Orts- und 5.000 Personennennungen für das heutige polnisch-ukrainische Grenzgebiet (»Kronruthenien« bzw. »Rotreußen«) zwischen 1340 und 1434. Mit der Überführung beschreitet das Projekt neuartige Wege der Datenmodellierung, die über Richtlinien und Best-Practice-Guidelines dokumentiert und somit nachhaltig für die historisch arbeitende Community zur Verfügung stehen werden.

Frieden für die Ukraine

Unsere Gedanken sind bei unseren ukrainischen Kolleg*innen und Freund*innen. Auf Befehl Putins hat das russische Militär am 24. Februar 2022 ein Land im Herzen Europas angegriffen, mit dessen Wissenschaftler*innen wir vielfältige Kooperationen pflegen, in dem Freund*innen, Kolleg*innen und Familienmitglieder unserer Mitarbeiter*innen leben. Wir sind in Sorge als Menschen und alarmiert als Wissenschaftler*innen, dass massive Geschichtsklitterung als Vorwand für eine völkerrechtswidrige Invasion dient. Wir appellieren an die deutsche Öffentlichkeit, beim Blick auf das östliche Europa ihren Expert*innen und nicht Geschichtsfälschungen zuzuhören. Wir hoffen mit den Menschen in der Ukraine auf das Ende der Aggression, verbeugen uns vor ihrem Einsatz und vor den vielen Menschen in Russland und Belarus, die trotz aller Gefahren offen Kritik üben.